Westpreußen als Teil einer frühen Welt-Gesellschaft. Oder: Warum gibt es in Bromberg eine Esperanto-Brücke?
Der Artikel wird schon auf der Titelseite angekündigt: "Jenseits von Babylon. Die Esperanto-Bewegung in Westpreußen". Im Inhaltsverzeichnis steht der Aufsatz in der Rubrik "Geschichte und Kultur"; mit einem eigenen Kästchen wird der Artikel unter der Devise "Nur eine Sprache für alle!" vorgestellt. (Dies ist nicht wirklich die aktuelle Funktion des Esperanto - zum einen lieben die Esperanto-Sprecher auch ihre Muttersprache und sprechen diese mit Freude weiterhin neben Esperanto. Zum anderen sprechen die Esperanto-Sprecher nach mehreren soziologischen Untersuchungen im Schnitt mehr als drei Fremdsprachen, also Esperanto und noch zwei weitere. Der Ausdruck "nur eine Sprache" wird dieser Wirklichkeit nicht gerecht, es müsste eher "eine gemeinsame Sprache" heißen.)
Auf den Seiten 16 - 19 der monatlich erscheinenden Zeitschrift stellt Joanna Skolnicka sehr detailreich und mit vielen interessanten Bildern die Geschichte des Esperanto in vielen Städten Westpreußens dar. Ein eigener Kasten stellt Antoni Grabowski mit einer Gedicht-Übersetzung in Esperanto und deutsch vor.
Zur heutigen Wirklichkeit des Esperanto legt die Autorin ihre eigenen Vorstellungen dar. Die Idee, sich für das Erlernen des Esperanto zu interessieren, wirke "heute tatsächlich eher abwegig; denn die Suche nach einer universell verwendbaren und überall verständlichen Sprache" sei "doch schon längst - zugunsten des Englischen - entschieden." Möglicherweise sind der Autorin die Arbeiten von David Graddol für den British Council nicht bekannt ("The Future of English?"). Vermutlich kennt sie auch nicht die Esperanto-Wikipedia, die Seite http://esperanto.china.org.cn mit täglichen Nachrichten aus China oder die Sprachseiten Duolingo, auf denen in den letzten zwei Jahren mehr als eine Million Lerner mit Esperanto angefangen haben, http://duolingo.com/courses/en und http://duolingo.com/courses/es . Esperanto wird als eine Angelegenheit der älteren Generation dargestellt. Das abwechselnd in Deutschland und Polen organisierte Jugendtreffen JES http://jes.pej.pl/ mit 150 - 200 Teilnehmern findet keine Erwähnung; die nächste Veranstaltung findet Ende dieses Jahres in Stettin statt.
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