Wie künstlich oder natürlich ist Esperanto?
Oft wird Esperanto abwertend als "künstliche Sprache" oder als "Mischmasch verschiedener Sprachen" bezeichnet. Solche Attribute treffen auf Esperanto nicht zu! Mit ein wenig Nachdenken kommt man darauf, dass Esperanto wohl nicht über 130 Jahre hätte bestehen können und heute von Menschen in über 100 Ländern gesprochen werden würde, wenn dem so wäre. Dass Esperanto eine vollwertige Sprache ist, mit der man sich in allen Bereichen des menschlichen Lebens korrekt und auch feinfühlig ausdrücken kann, hat es in seiner Vergangenheit bewiesen. Eine ganze Menge anderer Dinge wird zudem dabei vergessen:
Was ist "natürlich"?
Die heutigen Nationalsprachen sind nicht auf dem Baum gewachsen oder vom Himmel gefallen. Sie haben sich im Laufe von Jahrtausenden (weiter-)entwickelt. Dabei gab es aber immer wieder auch bewusste und geplante Eingriffe. Man denke nur an die kreativen Neuschöpfungen Martin Luthers. Allein nach dem Kriterium der "Naturbelassenheit" beurteilt, würde wohl kaum eine Sprache als natürlich gelten können.
Wer zudem schon einmal Esperanto gehört hat, wird feststellen, dass es überhaupt nicht unnatürlich, sondern ganz normal klingt, für deutsche Muttersprachler in etwa wie Italienisch oder Spanisch.
Was ist "Mischmasch"?
Wer Esperanto seine Eigenständigkeit abspricht, weil es Wörter aus anderen Sprachen entnommen hat, vergisst, dass dies bei den anderen Sprachen untereinander genauso geschehen ist und geschieht! Woher kommen wohl Wörter wie Parfüm, Girokonto oder Pullover im Deutschen? Vielen weiteren merkt man schon gar nicht mehr an, dass sie ursprünglich ganz woanders herkamen.
Als was kann man Esperanto also bezeichnen?
Als internationale Plansprache. Denn international ist Esperanto wegen seiner weltweiten Verbreitung sowieso. Bei einer Plansprache handelt es sich um eine "nach bestimmten Kriterien bewusst geschaffene Sprache zur Erleichterung der internationalen Kommunikation" (nach Eugen Wüster). Das trifft auf Esperanto sicherlich zu.