"Freundeskreis" mit neuem Album "Esperanto" erfolgreich
Was ist eigentlich Esperanto?
Seit einigen Jahren werden die deutschen Charts bunter. Spanische Texte (Ricky Martin), Swahili (WES) oder auch Türkisch (Tarkan) halten Einzug. Die Hip-Hop-Band Freundeskreis hat nun eine neue Variante beigesteuert: Esperanto.
Vielen ist Freundeskreis noch von dem 1997er Hit "Anna (immer wenn es regnet)" bekannt. Jetzt singen die drei Stuttgarter über Esperanto. Sie nennen es in ihrem Text "Antwort auf den kulturellen Bankrott", "la langue de l’amour", die Sprache der Liebe. Freundeskreis identifiziert sich mit einer Sprache, die für sie das "Symbol für die gemeinsame Sprache und Kultur einer internationalen Jugend" ist.
Doch wer spricht eigentlich Esperanto? Beispielsweise Marko Lins aus Köln. Der 25-jährige Student ist Vorsitzender der Deutschen Esperanto-Jugend. Sein Vater und seine Mutter, eine Japanerin, haben sich bei einem Esperanto-Treffen kennengelernt. Logisch, daß auch Marko früh mit der Sprache in Kontakt kam. "Aber gelernt habe ich es dann doch aus eigenem Antrieb", betont er. Er hatte durch seine Eltern gesehen, wie leicht man mit Esperanto Freunde und Bekannte in der ganzen Welt finden kann: "Das wollte ich auch".
Seit 10 Jahren spricht Marko Esperanto, seit drei Jahren ist er auch Vorsitzender der Deutschen Esperanto-Jugend. Er war schon auf Dutzenden von Esperanto-Treffen, beispielsweise in Korea und Kuba. Und mit seinen Kollegen in der Esperanto-Jugend veranstaltet er auch selbst solche Treffen. So erwarten sie zu Silvester rund 300 Jugendliche aus ganz Europa bei einer "Internationalen Woche" in Trier.
"Es gibt praktisch jeden Tag irgendwo auf der Welt eine Veranstaltung von Esperanto-Sprechern", berichtet Marko. "Wer möchte, kann das ganze Jahr mit Esperanto durch die Welt reisen." Die internationale Sprache bietet dabei den Vorteil, daß ihre Sprecher Esperanto-Gäste immer mit offenen Armen empfangen. Ein spezieller Service ist der "Pasporta Servo". Darin sind rund 1000 Adressen von Esperanto-Sprechern in der ganzen Welt enthalten, die für einige Tage Gäste kostenlos beherbergen. "Einzige Voraussetzung: sie müssen Esperanto beherrschen", erklärt Marko.
Doch Esperanto ist mehr als Reisen und Leute kennenlernen. Esperanto hat auch eine Geschichte. Die Sprache wurde zwar von Menschenhand geschaffen, ist aber immerhin schon 110 Jahren alt. 1887 stellte der russich-jüdische Humanist Ludwig Zamenhof sein Projekt der Öffentlichkeit vor. Er wollte etwas für Frieden und Völkerverständigung tun. Wenn die Menschen sich verständigen können, ist der erste Schritt getan – das war seine Überlegung.
Deshalb wollte er eine Sprache schaffen, die leicht erlernbar ist und keine Nation bevorzugt. Dazu packte er in Esperanto alles, was eine Sprache braucht – aber auch nicht mehr. Komplizierte Regeln mit einem Dutzend Ausnahmen, die man auswendig lernen muß, braucht niemand zur Verständigung. Deshalb ließ Zamenhof all das weg. Außerdem setzte er den Wortschatz aus Vokabeln zusammen, die international verbreitet und bekannt sind. So heißt Freund auf Esperanto beispielsweise "amiko", denn das Wort "amigo" kennen nicht nur Spanier. Freundeskreis heißt dann "amikaro" – und so nennen sich die Stuttgarter Hip-Hopper auch auf ihrem Platten-Cover.
Marko Lins und seine Esperanto-Freunde haben an der Entstehung des Songs auch einen kleinen Anteil. Ein Esperanto-Sprecher aus dem westafrikanischen Benin, der zur Zeit in Stuttgart zu Gast ist, sprach für die Produktion einige Sequenzen auf Esperanto. Auch sonst kann sich Marko mit dem Text voll identifizieren: "Genau wie Freundeskreis engagieren sich Esperanto-Sprecher gegen Grenzen und Nationalismus." Und das inspirierte Freundeskreis wiederum zu ihrem neuen Album. Bei soviel Übereinstimmung ist es kein Wunder, daß Marko Esperanto "hitverdächtig" findet.
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