IFK_Live: Universalsprachen, Kunstsprachen, Plansprachen: Träume und Utopien von einer Welt ohne Übersetzung

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Veröffentlichung: 
2020-11-07
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Gemeldet von: 
Lu Wunsch-Rolshoven

Spätestens seit Leibniz und seiner characteristica universalis wurden immer wieder Konzepte für die Entwicklung einer Universal- oder Einheitssprache vorgeschlagen und umgesetzt. Nicht selten scheiterten diese Konzepte jedoch an ihren Ansprüchen.

So sprechen beispielsweise heute – mehr als hundert Jahre nach der Drucklegung von Ludwik Lejzer Zamenhofs Unua Libro (1887) – lediglich etwa tausend Menschen weltweit Esperanto als Muttersprache; die geschätzte Zahl aktiver SprecherInnen variiert zwischen 100.000 und zehn Millionen, je nach vorausgesetztem Niveau der Sprachbeherrschung.

Vorüberschrift: 
20 November 2020

Conference

Kommentare

Es ist sehr fraglich und hat wohl keine wissenschaftliche Grundlage, von einem Scheitern zu sprechen. Dies entspricht der erreichten Ausbreitung der Esperanto-Sprachgemeinschaft und der weiter zunehmenden Verbreitung nicht. Es sei daran erinnert, dass China seit etwa zwanzig Jahren täglich Nachrichten in Esperanto veröffentlicht, http://esperanto.china.org.cn . Bei Duolingo absolvieren jährlich etwa 700.000 Personen zumindest eine Lektion in einem der vier dort angebotenen Esperanto-Sprachkurse - eine vergleichsweise hohe Zahl angesichts der Schätzungen von 100.000 bis 10 Millionen Esperanto-Sprecher (oder genauer: bis zu zehn Millionen, die Esperanto gelernt haben; zumindest 100.000, die Esperanto regelmäßig sprechen).

Es ist auch nicht nachvollziehbar, wieso in der Ankündigung der Tagung von "lediglich" etwa tausend Esperanto-Muttersprachlern geschrieben wird - schließlich geht das Wachstum einer muttersprachlichen Gemeinschaft nicht unendlich schnell. Um 1920 gab es etwa 20 Esperanto-Muttersprachlerinnen und -Muttersprachler - heute kann man von zumindest etwa 2000 ausgehen. Ein Wachstum einer muttersprachlichen Gemeinschaft auf das Hundertfache im Laufe von hundert Jahren kommt bei anderen Sprachen nicht vor: Das Englische etwa hatte um 1900 ungefähr 100 Millionen Muttersprachlerinnen und Muttersprachler, heute etwa 400 Millionen, eine Vervierfachung; die deutsche muttersprachliche Gemeinschaft ist weit langsamer gewachsen, in den letzten hundert Jahren hat sich die Zahl nicht einmal verdoppelt.

Louis v. Wunsch-Rolshoven
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