Hundertster Todestag von Ludwik Zamenhof (14. April 2017). Zunehmende Verbreitung der internationalen Sprache Esperanto
„Mi lernis Esperanton, kiam mi estis infano. Mia patro parolis kun mi en Esperanto.“ (Ich habe Esperanto gelernt, als ich ein Kind war. Mein Vater hat mit mir in Esperanto gesprochen.) Iris ist Anfang zwanzig und wird bald ihr Medizin-Studium abschließen; sie hat Esperanto als Muttersprache gelernt und spricht es bis heute – mit ihrem Vater und mit einigen Freundinnen, die sie schon als Kind bei Esperanto-Veranstaltungen kennengelernt hat. Daneben spricht sie Deutsch und Spanisch, Französisch, Englisch und lernt seit einiger Zeit Portugiesisch.
Erster Entwurf für Esperanto schon als Schüler
Die Grundlagen der internationalen Sprache Esperanto wurden von Ludwik Zamenhof gelegt, dessen Todestag sich am 14. April zum hundertsten Mal jährt. Zamenhof wurde 1859 geboren und wuchs in der damals vielsprachigen Stadt Bialystok auf, heute im nordöstlichen Polen. Er erlebte die Konflikte der Juden und Russen, Polen und Deutschen dort hautnah mit. Schon als Schuljunge beschloss er, eine gemeinsame und leicht erlernbare Sprache zu entwerfen, damit Streitigkeiten möglichst durch Miteinander-reden und ohne Gewalt gelöst werden könnten. Einen ersten Entwurf konnte er schon 1878, zu seinem 19. Geburtstag, mit Schulkameraden feierlich einweihen, auch mit einem gemeinsam gesungenen Lied in der neuen Sprache.
D-ro Esperanto - ein "Hoffender"
Zamenhof studierte Medizin und wurde Augenarzt. Seine internationale Sprache überarbeitete er und konnte sie 1887 veröffentlichen, dank der Mitgift seines Schwiegervaters. Als Pseudonym wählte er „D-ro Esperanto“. Esperanto heißt in der neuen Sprache „ein Hoffender“; er hoffte auf Verbreitung seiner Sprache und auch darauf, dass die Sprache zur Verständigung und zur Verringerung der Konflikte zwischen Angehörigen verschiedener Nationen beitragen möge.
Kurz-Grammatik mit nur 16 Grundregeln
Das erste Buch, in Esperanto als „Unua libro“ bezeichnet, enthielt eine Einführung, eine kurze Grammatik in 16 Grundregeln und ein Wörterverzeichnis; es wurde in fünf Sprachen herausgegeben, Russisch, Polnisch, Deutsch, Französisch und später auch Englisch.
Erster Weltkongress 1905
Die Idee einer internationalen Sprache, die weitaus schneller zu erlernen ist als bestehende Sprachen, verbreitete sich rasch – auch weil es schon vorher eine ähnliche Sprache gab, Volapük, das aber weit schwieriger zu erlernen war. Schon zwei Jahre nach der Herausgabe des ersten Lehrbuchs gab es Esperanto-Vereine, es entstand eine Zeitschrift und es wurden weitere Bücher in der neuen Sprache herausgegeben. 1905 wurde in Boulogne-sur-Mer der erste internationale Esperanto-Kongress veranstaltet, mit über 600 Teilnehmern aus vielen Ländern. Zamenhof wurde als „majstro“, Meister, gefeiert.
Ausbreitung in alle Erdteile
Die Zahl der in Esperanto verfügbaren Bücher stieg rapide an; Zamenhof selbst steuerte einige Übersetzungen bei: Hamlet, Die Räuber, Teile des Alten Testaments und Andersens Märchen. Es entstand ein „Lingva Komitato“ (Sprachen-Komitee), das sprachliche Fragen behandelte und es bildete sich eine internationale Esperanto-Vereinigung, Universala Esperanto-Asocio (UEA). 1912, 25 Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Esperanto-Lehrbuchs, zog sich Zamenhof als inoffizieller Leiter der Esperanto-Sprachgemeinschaft zurück; die Sprachgemeinschaft war selbständig geworden. Bei Ausbruch des ersten Weltkriegs war Esperanto auch in allen Erdteilen angekommen.
Früher Tod in Warschau
Zamenhof litt an einer Herz- und Lungenschwäche, die ihn zur Aufgabe seines Berufs zwang. Er starb am 14. April 1917 in Warschau.
Internationale Sprachgemeinschaft
Sein Werk, die internationale Sprache Esperanto, hat mittlerweile Sprecher in über 130 Ländern weltweit gefunden; in siebzig Ländern hat der Esperanto-Weltbund Landesverbände. Ein paar hunderttausend Menschen sprechen Esperanto regelmäßig, ein paar Millionen haben nach Schätzungen die Grundlagen gelernt. Es gibt etwa tausend Esperanto-Muttersprachler.
Bücher, Musikkultur, tägliche Nachrichten aus China...
Aus dem kleinen Büchlein von 1887 ist eine Literatur mit etwa zehntausend Büchern geworden; über 300 Autoren haben Werke original in Esperanto verfasst. In den letzten Jahrzehnten hat sich außerdem eine Musikkultur entwickelt; Rock und Pop, Hiphop und Rap in Esperanto kann man bei youtube finden. Die chinesische Regierung veröffentlicht täglich Nachrichten in Esperanto. Größere Sprachlernseiten bieten im Internet Esperanto-Kurse an; bei Duolingo.com haben sich bisher über 700.000 Lerner für Esperanto angemeldet. Esperanto breitet sich stetig weiter aus, weltweit.
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Hundertster Todestag von
Ludwik Zamenhof
(14. April 2017)
Schöpfer der internationalen Sprache Esperanto
(Autor: Louis v. Wunsch-Rolshoven)
Wenige Dinge sind mit dem menschlichen Leben so eng verbunden wie die Sprache, die wir sprechen. Sie begleitet uns von früh bis spät und sie ist die unerlässliche Basis für das menschliche Zusammenleben. Eine besondere Stellung unter den Erfindern nimmt daher Ludwik Zamenhof ein, der 1887 als 27-jähriger die Grundlagen seiner internationalen Sprache Esperanto veröffentlichte und der am 14. April 1917 starb, vor hundert Jahren. Zamenhof ist der einzige Autor einer geplanten Sprache, dessen Projekt auch zu einer lebenden Sprache mit reichhaltiger Kultur wurde.
Zu Recht hat die Nachrichtenagentur AFP vor kurzem Esperanto als „beispiellosen internationalen Erfolg“ bezeichnet. Diesen verdankt Esperanto vor allem der raschen Erlernbarkeit der Sprache – Esperanto kann man laut verschiedenen Schulversuchen in etwa einem Drittel bis einem Fünftel der Zeit lernen, die für andere Sprachen nötig ist.
Esperanto-Muttersprachler
Die internationale Sprache Esperanto hat sich inzwischen weltweit verbreitet. Esperanto-Sprecher gibt es heute in den allermeisten Ländern – man schätzt, dass ein paar Millionen diese Sprache gelernt haben und einige hunderttausend sie regelmäßig sprechen. Es gibt sogar schon etwa tausend Esperanto-Muttersprachler – eine naheliegende Entwicklung, wenn die Eltern regelmäßig zu internationalen Esperanto-Veranstaltungen fahren und oft Esperanto-Freunde zu Besuch haben. Schon 1901 schrieb Zamenhof, dass es für die Zukunft des Esperanto sehr hilfreich sei, wenn eine Gruppe von Menschen sie „als ihre Familiensprache annähme“ – 1904 wurde dann das erste Mädchen geboren, das mit Esperanto als einer ihrer Muttersprachen aufwuchs.
Bekannte Esperanto-Sprecher:
George Soros, J. R. R. Tolkien, Reinhard Selten
Zu den bekanntesten Menschen, die Esperanto sprechen oder sprachen, zählen der Investor George Soros, der Fantasy-Autor J. R. R. Tolkien und der Nobelpreisträger für Wirtschaft Reinhard Selten. Für den früheren deutschen Botschafter in Moskau, Ulrich Brandenburg, ist Esperanto Muttersprache.
Bücher und Esperanto-Lieder
Aus der Sprachgemeinschaft der Esperanto-Sprecher hat sich auch eine Kulturgemeinschaft entwickelt. Etwa zehntausend Esperanto-Bücher sind bisher veröffentlicht worden, jährlich kommen etwa 120 weitere hinzu. Bei youtube und an anderen Stellen finden sich reichlich Lieder in Esperanto. Da gibt es ein vielfältiges Angebot von Rockmusik und Schlagern bis Rap und HipHop.
Tägliche Nachrichten in Esperanto aus China
China veröffentlicht tägliche Nachrichten in Zamenhofs Sprache; dort wird auch eine Netz-Zeitschrift in Esperanto herausgegeben und es gibt Radio-Sendungen in Esperanto. Die Esperanto-Wikipedia hat über 230.000 Artikel und ist damit etwas größer als etwa die dänische oder hebräische Ausgabe. Die gesamte englische Wikipedia liegt in einer regelmäßig aktualisierten automatischen Esperanto-Übersetzung vor, WikiTrans, die für Esperanto-Sprecher vergleichsweise gut zu lesen ist – dank der einfachen Struktur des Esperanto. Übersetzungen in diese internationale Sprache bietet auch Google Translate an.
35.000 Esperanto-Prüfungen in Ungarn
In Ungarn hat sich die Zahl der Esperanto-Sprecher laut Volkszählung seit 1990 vervierfacht – damals wurden 2083 Esperanto-Sprecher gezählt, 2011 waren es 8397. Hintergrund ist neben der Öffnung Richtung Westen nach dem Ende des Kommunismus insbesondere die Tatsache, dass Esperanto in Ungarn offiziell als lebende Sprache anerkannt ist. So kann man bestandene Esperanto-Prüfungen an Hochschulen auch nutzen, um Fremdsprachenkenntnisse nachzuweisen oder um Punkte für die Aufnahme an der Hochschule zu sammeln. Das offiziell anerkannte Zertifizierungsinstitut Nyak hat daher seit 2001 mehr als 35.000 Esperanto-Prüfungen abgenommen – Esperanto liegt auf dem dritten Platz unter den angebotenen Sprachen, etwa gleichauf mit Französisch.
700.000 Esperanto-Lerner bei Duolingo
Mittlerweile wird Esperanto auf Dutzenden von Sprachlernseiten im Netz angeboten – wenn die Seiten zumindest 25 Sprachen im kostenlosen Angebot haben, ist Esperanto in der Regel dabei. Die meisten Lerner hat Duolingo.com sammeln können – dort haben sich bisher über 700.000 Lerner für die Esperanto-Kurse angemeldet. Seit kurzem gibt es neben dem bisherigen englischsprachigen Kurs auch einen spanischsprachigen; zusammen melden sich derzeit monatlich etwa 60.000 Menschen für das Erlernen der Sprache Zamenhofs an.
Unterdrückung und Verfolgung ab den dreißiger Jahren
In der Öffentlichkeit ist die weltweit zunehmende Verbreitung des Esperanto bisher noch wenig bekannt. Manchmal wird sogar geglaubt, niemand spreche mehr Esperanto. Das ist möglicherweise auf die Zeiten der Unterdrückung und Verfolgung der Esperanto-Sprecher zurückzuführen. Ab 1933 wurde Esperanto unter Hitler unterdrückt, fast alle Familienangehörigen von Zamenhof wurden später umgebracht und ab 1937 wurden Esperanto-Sprecher in Russland erschossen oder in Lager verfrachtet. Nach dem Krieg dehnten sich die Esperanto-Verbote zunächst auf praktisch ganz Osteuropa aus; in Rumänien wurden noch in achtziger Jahren Esperanto-Gruppen untersagt. Auch in Spanien und Portugal wurde Esperanto unter Franco und Salazar jahrzehntelang unterdrückt.
Schwieriger Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg
So war die Esperanto-Sprachgemeinschaft nach dem Zweiten Weltkrieg arg dezimiert und mancher Außenstehende hat wohl geglaubt, eine weitere Zukunft für Esperanto gebe es nicht. Die meisten Menschen hatten zunächst auch anderes im Sinn, als eine Sprache für Freizeit und Ferien zu lernen. Dazu kam, dass die Bemühungen, Esperanto auf politischem Wege voranzubringen, abgesehen von freundlichen Worten nicht viel erbrachten.
Ziele von Zamenhof …
In seinem ersten Lehrbuch von 1887 schreibt Zamenhof über die Ideen, die er mit seiner Sprache verband. Er nennt drei Hauptaufgaben: Zum einen solle die Sprache leicht erlernbar sein. Zum anderen solle sie nach dem Erlernen sofort für die internationale Kommunikation genutzt werden können, unabhängig davon, ob sie von der Welt anerkannt werde. Zum dritten sei ein Mittel zu finden, um dafür zu sorgen, dass die Sprache von einer großen Anzahl von Menschen gelernt und angewendet werde.
… und ihre Verwirklichung
Offensichtlich ist es Zamenhof geglückt, eine rasch erlernbare Sprache zu schaffen, die auch von einer im Laufe der Jahrzehnte – von Zeiten der Unterdrückung abgesehen – stetig wachsenden internationalen Sprachgemeinschaft gelernt und gesprochen wird. Vermutlich gibt es aber kein solches Zaubermittel, von dem Zamenhof träumte, um zu erreichen, dass eine große Zahl von Menschen Esperanto lernt. Es sieht danach aus, dass sich eine solche neue und zunächst ungewohnte Sache wie eine geplante Sprache nur allmählich mehr und mehr ausbreitet.
Offensichtlich sind auch Politiker nur selten zu dem Risiko bereit, sich mit der Unterstützung von etwas so Neuem die Finger zu verbrennen. Zamenhof meinte 1910 in seiner Rede beim sechsten Esperanto-Weltkongress in Washington, die Regierungen kämen mit ihrer Unterstützung gewöhnlich erst dann, wenn „alles schon ganz fertig“ sei. Das angestrebte Ziel sei daher vermutlich eher mit der Arbeit von Privatleuten zu erreichen.
Sprache des Verstehens
Die Idee, eine internationale und möglichst leicht zu erlernende Sprache zu erschaffen, hatte Zamenhof schon als Jugendlicher. Er wuchs in Bialystok auf, heute im nordöstlichen Polen, das damals zum russischen Zarenreich gehörte. Dort lebten verschiedene Volksgruppen, vor allem Juden, Polen, Russen und Deutsche; sie redeten in unterschiedlichen Sprachen und verstanden sich oft weder sprachlich noch menschlich.
Zamenhof wollte die Grundlagen legen, damit sich Menschen verschiedener Muttersprachen miteinander unterhalten können, um sich kennenzulernen und ihre Probleme friedlich zu regeln. 1906 betont er in seiner Kongressrede in Genf, man sei nicht so naiv, dass man glaube, eine neutrale Grundlage mache aus den Menschen Engel. Verständigung und Kennenlernen auf neutraler Grundlage würden aber zumindest einen großen Teil derjenigen Bestialitäten und Verbrechen beseitigen, die nicht von Böswilligkeit herrührten, sondern davon, dass man sich gegenseitig nicht kenne.
Ein langer Weg
Dass dieses Ziel nicht in kurzer Zeit zu erreichen ist, dessen war sich Zamenhof gut bewusst. In einer Rede 1907 in Cambridge spricht er davon, dass die Esperanto-Sprecher für Esperanto arbeiten, weil sie hoffen, dass früher oder später, „vielleicht nach vielen Jahrhunderten“, die Völker in Übereinstimmung eine große Familienrunde bilden. Mag das Ziel bezüglich der gesamten Menschheit auch utopisch sein – die Esperanto-Sprecher verwirklichen es bereits heute in ihrer internationalen Sprachgemeinschaft.
Viele Sprachen schon in der Kindheit und Jugend
Eine gute Grundlage für Zamenhofs Sprachschaffen waren seine Sprachkenntnisse. Er wuchs mit Jiddisch und Russisch auf, lernte Hebräisch und Polnisch und von seinem Vater, der lange Zeit Sprachlehrer war, Deutsch und Französisch. In der Schule standen auch Griechisch, Latein und Englisch auf dem Programm. So hatte Zamenhof einen breiten Überblick über die Grammatik verschiedener Sprachen und deren Wortschatz. Er wählte gemeinsame Strukturen und in vielen Sprachen verbreitete Wortstämme aus und fügte sie zu seiner eigenen Sprache zusammen – einfach aufgebaut und rasch erlernbar; möglichst viele Menschen sollten Wörter aus ihren Muttersprachen wiederfinden.
Erste Sprachversion mit 19
Zu seinem 19. Geburtstag, 1878, war eine erste Version einer „Lingwe Uniwersala“, einer Universalsprache, fertig, die er feierlich mit Klassenkameraden einweihte, auch mit einem Lied in der neuen Sprache. Nach dem Abitur studierte Zamenhof Medizin und wurde Augenarzt. Nebenher interessierte er sich unter anderem für die Struktur des Jiddischen und erstellte die weltweit erste jiddische Grammatik. Außerdem überarbeitete er seinen Entwurf einer internationalen Sprache und feilte ihn anhand von Übersetzungen aus.
Veröffentlichung 1887
1887 heiratete Zamenhof Klara Zilbernik und konnte dank der Mitgift seines Schwiegervaters seine Sprache veröffentlichen – auf Russisch, Polnisch, Deutsch, Französisch und bald danach auch auf Englisch. Er wählte das Pseudonym D-ro Esperanto, ein Hoffender; es ist denkbar, dass sein Vater, der eine Zeitlang als Zensor arbeitete, ihm aus Vorsicht zu einem Pseudonym geraten hatte. Die erste Version des nur etwa 50 Seiten umfassenden Buchs unter dem Titel „Internationale Sprache“ erhielt am 26. Juli 1887 von der Zensur die Genehmigung zur Verbreitung der gedruckten Exemplare – dieser Tag zählt als Geburtstag des Esperanto.
Drei Gedichte in Esperanto
Neben der Darstellung der neuen Sprache und der Hintergründe waren auch sechs Sprachbeispiele enthalten: Der Beginn der Bibel, das Vaterunser, ein Brief sowie drei Gedichte, zwei von Zamenhof selbst und eine Übersetzung aus dem Buch der Lieder von Heinrich Heine. So machte Zamenhof unmittelbar klar, dass er eine Kultursprache auf den Weg bringen wollte, weit mehr als nur ein einfaches Mittel der Verständigung. Aus dem Autorennamen entwickelte sich rasch der Sprachname – die Sprache des Dr. Esperanto oder kurz: Esperanto.
Erste Esperanto-Gruppe, Zeitschrift, Weltkongress
Das erste Esperanto-Buch, auf Esperanto „Unua Libro“, enthielt auch ein paar Coupons, auf denen sich der Unterzeichner verpflichten konnte, Esperanto zu lernen, wenn zehn Millionen Menschen dieselbe Erklärung unterzeichnet hätten. Zamenhof erhielt nur eine vergleichsweise geringe Anzahl dieser Coupons zurück – bis 1910 etwa 25.000; die Einsender wurden in Adressverzeichnissen veröffentlicht. Viele Leser des „Unua Libro“ lernten allerdings die Sprache gleich und begannen an den Autor der Sprache in Esperanto zu schreiben. Schon nach zwei Jahren gab es eine erste Esperanto-Gruppe, in Nürnberg, wo dann auch die erste Esperanto-Zeitschrift erschien, La Esperantisto. In den Folgejahren bildeten sich mehr und mehr örtliche Esperanto-Gruppen, später nationale Esperanto-Verbände und 1905 wurde in Boulogne-sur-Mer der erste große internationale Esperanto-Kongress veranstaltet, mit knapp 700 Teilnehmern.
Schwierige Jahre des Berufsanfangs
In den Jahren nach der Veröffentlichung der ersten Esperanto-Bücher mühte sich Zamenhof in verschiedenen Städten, sein Brot als Augenarzt zu verdienen. Erst die Praxis in Warschau ab 1897 gab eine bessere finanzielle Grundlage für die Familie. Mit der zunehmenden Verbreitung des Esperanto erhielt er dann auch gelegentlich Honorare für die Herausgabe von Büchern oder die Mitarbeit bei einer Zeitschrift.
Übersetzungen von Hamlet, Die Räuber, Andersens Märchen
Zamenhof nahm an den jährlichen Welt-Esperanto-Kongressen in verschiedenen Ländern teil und wurde dort von der wachsenden Zahl der Esperanto-Sprecher als „majstro“, Meister, gefeiert. 1912, 25 Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Esperanto-Lehrbuchs, zog er sich beim Esperanto-Weltkongress in Krakau von seiner inoffiziellen Position als Leiter der entstehenden Sprachgemeinschaft zurück. Die sprachliche Entwicklung wurde schon seit einigen Jahren von einem Sprach-Komitee, „Lingva Komitato“, begleitet. Neben den nationalen Esperanto-Verbänden bildete sich 1908 auch ein „Universala Esperanto-Asocio“ (Welt-Esperanto-Bund), der ein Jahrbuch mit Adressen von Esperanto-Sprechern, Organisationen und Büros herausgab. Zamenhof selbst kümmerte sich u. a. um Übersetzungen; er übertrug Hamlet, Die Räuber, Teile des Alten Testaments und Andersens Märchen ins Esperanto.
Kurzzeitige Konkurrenz
Ein gewisser Rückschlag war die Entwicklung eines reformierten Esperanto, Ido, dem sich ab 1907 etwa 10 bis 20 % der bisherigen Esperanto-Sprecher zuwandten. Auch wenn dies mit einiger Auseinandersetzung verbunden war – die weitere Verbreitung des Esperanto wurde dadurch nur wenig verlangsamt; dazu trug u. a. bei, dass das Ido mehrfach reformiert wurde.
Früher Tod
Zamenhof litt an einer Herz- und Lungenschwäche. Er musste seine Arbeit als Augenarzt aufgeben und starb am 14. April 1917 in Warschau, wo er auch begraben ist.
Zamenhofs Lebenswerk:
Eine internationale Sprach- und Kulturgemeinschaft
Auch wenn ein Teil der Träume von Zamenhof sich bisher nicht verwirklicht hat – Ludwik Zamenhof hat die Grundlage für eine neue und relativ schnell erlernbare internationale Sprache geschaffen, zu der sich eine weltweite Sprach- und Kulturgemeinschaft gebildet hat. Zamenhofs Sprache hat ausgehend von einem schmalen Büchlein innerhalb von wenig mehr als einem Jahrhundert einen Platz unter den fünfzig international am meisten verwendeten Sprachen gefunden. Nur wenige Menschen haben eine vergleichbare Wirkung mit ihrem Lebenswerk erreicht.
Mehr Informationen zu Esperanto
http://esperantoland.org/presse
Quellen
(teilweise in Esperanto; Google Translate liefert eine ungefähre Übersetzung)
AFP: „unprecedented international success“
z. B. https://www.yahoo.com/news/father-esperanto-snubbed-polish-home-town-165545302.html
Zamenhof über Esperanto als Familiensprache
Brief an Abram Kofman (28. Mai 1901),
https://eo.wikipedia.org/wiki/Denaskaj_Esperanto-parolantoj#Zamenhof_pri_Esperanto_kiel_familia_lingvo
https://eo.wikisource.org/wiki/Letero_al_Kofman
Youtube, Esperanto-Musik (Suche: Esperanto + muziko)
https://www.youtube.com/results?search_query=muziko+esperanto
Tägliche Nachrichten in Esperanto aus China
http://esperanto.china.org.cn
Außerdem aus China
Radio http://esperanto.cri.cn/
Zeitschrift „El Popola Ĉinio“ http://www.espero.com.cn/
Esperanto-Wikipedia
http://eo.wikipedia.org
WikiTrans (englische Wikipedia auf Esperanto)
http://epo.wikitrans.net/
Google Translate für Esperanto
https://translate.google.com/#de/eo/Hallo
Ungarn, Volkszählungen 1990, 2001, 2011
Esperanto nach den Sprachkenntnissen in der Bevölkerung etwa auf Platz 15
http://www.ksh.hu/nepszamlalas/docs/tables/regional/00/00_1_1_4_2_en.xls
Esperanto-Prüfungen in Ungarn, Institut NYAK
http://www.nyak.hu/doc/statisztika.asp?strId=_43_ (Prüfungsanmeldungen)
Esperanto-Sprachkurse bei Duolingo.com
https://www.duolingo.com/courses/en
https://www.duolingo.com/courses/es
Erstes Esperanto-Buch, Unua Libro, Hauptaufgaben
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-buch?apm=0&aid=100078&teil=0203&seite=00000008&zoom=4
Zamenhof, 1910
Regierungen kommen mit ihrer Hilfe erst dann, wenn alles schon ganz fertig ist.
(„ la registaroj venas kun sia sankcio kaj helpo ordinare nur tiam, kiam ĉio estas jam tute preta“)
http://www.steloj.de/esperanto/paroloj/kongr6a.html
Zamenhof, 1906, Genf
Nicht so naiv…
(Ni ne estas tiel naivaj, kiel pensas pri ni kelkaj personoj ; ni ne kredas, ke neŭtrala fundamento faros el la homoj anĝelojn … )
http://www.satesperanto.org/Parolado-de-Zamenhof-en-la-dua.html
Zamenhof, 1907, Cambridge
vielleicht nach vielen Jahrhunderten …
(eble post multaj jarcentoj)
http://www.steloj.de/esperanto/paroloj/kongr3a.html
Erstes Esperanto-Buch, 1887, drei Gedichte
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-buch?apm=0&aid=100078&teil=0203&seite=00000023&zoom=4
Esperanto im Vergleich zu anderen Sprachen
Es gibt eine Reihe von einzelnen Studien und Hinweisen, dass Esperanto unter den 50 international am meisten verwendeten Sprachen ist:
- Esperanto im Vergleich mit anderen Sprachen mit lateinischer Schrift an Stelle 27 laut Textmenge im Internet. Gregory Grefenstette, Julien Nioche. Estimation of English and non-English Language Use on the WWW (2000).
https://arxiv.org/ftp/cs/papers/0006/0006032.pdf
- Esperanto wird von Internet-Anbietern in der Regel nach etwa 20 bis 50 anderen Sprachen eingeführt (z. B. früher eine von 42 Suchsprachen bei Google; dort heute mehr Sprachen. Eine von etwa 70 Übersetzungssprachen bei Google Translate.)
- Bei den ungarischen Volkszählungen taucht Esperanto bezüglich der Sprachenkenntnisse im Vergleich mit anderen Sprachen schon 1940 etwa an Stelle 17 auf. Heute etwa Platz 15.
http://www.nepszamlalas2001.hu/hun/kotetek/18/tables/load1_32.html
http://www.ksh.hu/nepszamlalas/docs/tables/regional/00/00_1_1_4_2_en.xls
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Mehr Quellen und sonstige Informationen gerne auf Anfrage.
-- Louis v. Wunsch-Rolshoven Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Deutscher Esperanto-Bund e. V. Wiclefstr. 9, 10551 Berlin Tel. 030 - 685 58 31 0173 - 162 90 63 0 800 - 3 36 36 36 111 (kostenlos)
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