Esperanto - wie im Paradies (Leserbrief)
Mit großem Interesse habe ich den SZ- Artikel über das derzeit viel diskutierte Übersetzungsproblem in der Europäischen Union gelesen („In German, please“, 29./30. März). Die Einigung auf Englisch als einziger Verkehrssprache ist naheliegend. Allerdings ist Englisch in Wahrheit so schwierig, dass nur wenige am Ende systematischen Lernens ein Sprachniveau erreichen, wie es beispielsweise für das Level C2 im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen
für Sprachen gefordert wird (nur ein solches Level wäre für EU-Parlamentarier akzeptabel). Die Auswahl von Englisch würde darüberhinaus eine erhebliche Asymmetrie schaffen.
Dabei gibt es die Lösung für das Sprachproblem in der EU schon längst: Esperanto. Dieser Vorschlag wird nur aus mangelnder Informiertheit reflexartig belächelt. Von der reichhaltigen Kulturgeschichte des Esperanto konnte eine Ausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek 2012 einen guten Eindruck vermitteln („Kunstsprachen für die globalisierte Welt“, 15.6.-9.9.2012). Esperanto hat eine klare Grammatik und greift auf den Wortschatz vieler europäischer Sprachen zurück. Durch die Arbeiten unter anderem von Helmar Frank im „Paderborner Modell“ konnte wissenschaftlich stichhaltig gezeigt werden, dass hohe Sprachkompetenz in Esperanto leichter zu erreichen ist als in Nationalsprachen. Die Gemeinschaft der Esperanto-Sprecher ist weltweit außerordentlich lebendig, es gibt hoch professionell arbeitende Organisationen spezialisierter Sprachlehrer, die schnell einen effizienten Unterricht sicherstellen könnten. Inoffiziell ist der Gebrauch von Esperanto schon akzeptiert. So gibt es regelmäßige Stammtische der Esperanto-sprechenden Dolmetscher an verschiedenen EU-Standorten. Für einen Franzosen, der sich als Übersetzer auf Ungarisch und Litauisch spezialisiert hat, fühlt sich der Gebrauch von Esperanto an wie der Aufenthalt in einem sonnigen Ferienparadies.
Dr. Christoph Klawe
Internationales Esperanto-Institut
DenHaag/Niederlande
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