Flughafen Tempelhof. Gemischte Gefühle

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Veröffentlichung: 
Mardo, 24. October 2017
Medientyp: 
Region (Bundesland): 
Stadt: 
Raportita de: 
Lu Wunsch-Rolshoven

25 Jahre Städtepartnerschaft: Brüssel und Berlin tauschen Kunst. Die Belgier stellen hier zuerst aus – und zwar im ehemaligen Flughafen Tempelhof (...)

Die Gruppe hat die Migrationsgeschichte der Tulpe vom Himalaya bis nach Europa rekonstruiert, zusammen mit der Vereinnahmung der Blume durch Ideologen und ihrer Verwendung als Symbol für die langsam der Vergessenheit anheim fallende Esperanto-Bewegung. (...)

 

(Dass die Tulpe ein Symbol für Esperanto sein soll, ist verblüffend - niemand hat davon vorher gehört... Zutreffend ist allerdings, dass es eine Tulpen-Züchtung mit dem Namen "Esperanto" gibt.

Die Ausstellung enthielt übrigens die dauernde Video-Vorführung eines etwa halbstündigen Gesprächs zwischen Rakoen Maertens und seinem Großvater Grégoire Maertens, u. a. darüber wie Rakoen zu Esperanto gekommen ist und über sein wohl erstes Esperanto-Treffen, Novjara Renkontiĝo; Gespräch in Esperanto, Untertitel englisch. Außerdem war ein zweites Video ständig zu sehen, das auf Französisch mit englischen Untertiteln die belgische Esperanto-Sprachgemeinschaft präsentiert.)

Comments

Dass die "Esperanto-Bewegung" etwas in Vergessenheit gerät, wie der Autor schreibt, ist bezüglich der allgemeinen Öffentlichkeit vielleicht ein wenig richtig. An sich ist das auch ziemlich folgerichtig, weil die Bewegung ein wichtiges, aber selten ausgesprochenes Teilziel erreicht hat: Die Bildung einer weltweiten "Esperanto-Sprachgemeinschaft", die auch stetig wächst.

So wie eine Unabhängigkeits-Bewegung nicht mehr wesentlich ist, wenn die Unabhängigkeit der Region erreicht ist, so ist die Esperanto-"Bewegung" nunmehr weniger wichtig geworden, da sich eine Esperanto-"Sprachgemeinschaft" gebildet hat. Diese breitet sich aus und bildet auch ihre Mechanismen außerhalb der traditionellen Esperanto-Verbände, um weiter zu wachsen.

Ich rege sogar sehr an, dass Esperanto-Sprecher in der Öffentlichkeit nicht mehr von "Esperanto-Bewegung", sondern von "Esperanto-Sprachgemeinschaft" reden. Beim ersten Begriff kann man ja evtl. denken, es gäbe noch keine Sprachgemeinschaft, niemand spreche Esperanto. Beim zweiten Begriff ist das nicht möglich, die Botschaft wird klar überbracht.
(Von "Esperantisten" sollte man ohnehin nicht mehr reden, da eine Verbindung mit -ismus in der Öffentlichkeit eher negativ wirkt. Sagen wir einfach, was wir tun: Esperanto sprechen, also sind wir "Esperanto-Sprecher".)

Louis v. Wunsch-Rolshoven
Tel. 0173 162 90 63
(Germanio / Deutschland; el eksterlando: 0049 - 173...)