"Der Spiegel": Esperanto als "erste Fremdsprache eines jeden Schulkindes"?

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Veröffentlichungsdatum: 
2016-10-31
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Der Spiegel: Esperanto als "erste Fremdsprache eines jeden Schulkindes"?

In der aktuellen Ausgabe des "Spiegel" ist eine Kolumne von Elke Schmitter mit dem Titel "Englisches Hinken" erschienen. Nachdem sie die Schwierigkeiten beim Englisch-Lernen dargestellt hat, fragt sie:

"Wie wäre es, wenn nun nicht viele zum lebenslangen Hinken verurteilt wären, sondern alle eine Sprache sprächen, zu der sie einen gleich langen Weg zurücklegen müssten?" Der Spiegel verweist auf "das einfache Esperanto, Ende des 19. Jahrhunderts als Projekt zur Völkerverständigung" entwickelt. Wie wäre es, wenn Esperanto "die erste Fremdsprache eines jeden Schulkindes" wäre?

Eine europäische Öffentlichkeit schaffen, mit gemeinsamer Sprache!

Die Antwort im Spiegel lautet: "Binnen einer Generation wäre eine europäische Öffentlichkeit da, die sich tatsächlich grunddemokratisch verständigen kann." Dies geschehe "ohne die hemmende und dysfunktionale Abschüssigkeit, bei der das Parlando des einen das Stottern des anderen ist." Der Spiegel ruft dazu auf, eine große Lösung für die sprachliche Verständigung auf den Weg zu bringen: "Das Englische sagt: Think big!"

Lebendige Sprache in über 120 Ländern weltweit

Die internationale Sprache Esperanto hat sich im Laufe der Jahrzehnte auf der ganzen Welt ausgebreitet; Sprecher finden sich in über 120 Ländern weltweit. Der Esperanto-Weltbund hat heute Landesverbände in 70 Ländern. Zu den bekannteren Esperanto-Sprechern zählte der Nobelpreisträger für Wirtschaft Reinhard Selten.

Esperanto auch als Muttersprache

Man schätzt, dass einige hunderttausend Menschen Esperanto regelmäßig sprechen, ein paar Millionen haben Esperanto gelernt. Esperanto ist auch Muttersprache für etwa tausend bis zweitausend Menschen - so hat der ehemalige deutsche Botschafter in Moskau, Ulrich Brandenburg, schon als kleines Kind im Elternhaus Esperanto gelernt.

Jährlich etwa 120 neue Esperanto-Bücher

Jährlich erscheinen etwa 120 Esperanto-Bücher, davon etwa 70 belletristische Werke, ungefähr zwei Drittel übersetzt, ein Drittel original in Esperanto geschrieben. Bisher sind über zehntausend Esperanto-Bücher erschienen. Sie werden im deutschen Sprachraum vor allem bei der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und der Deutschen Esperanto-Bibliothek in Aalen gesammelt.

Esperanto-Dichter William Auld

Der schottische Esperanto-Dichter William Auld wurde mehrfach für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen. Die originale Esperanto-Literatur ist in dem Werk "Concise Encyclopedia of the Original Literature of Esperanto" dargestellt (Geoffrey H. Sutton, New York, 2008, 740 Seiten).

Gedichte und Lieder in Esperanto

Schon 1887 hatte Zamenhof in sein erstes Esperanto-Lehrbuch drei Gedichte in Esperanto aufgenommen - Kultur war und ist wichtig für Esperanto. Im Internet findet sich eine große Anzahl von Liedern in Esperanto (Esperanto: "kantoj"), als Video, mp3 und Text.

Lernaufwand für Esperanto:
Etwa ein Drittel der üblichen Zeit für Fremdsprachen

Esperanto als erste Fremdsprache ist sicher ein gutes Ziel, wie schon Prof. Max Mangold vor vielen Jahren dargelegt hat. Esperanto ist sehr regelmäßig aufgebaut und in etwa einem Drittel der Zeit zu lernen, die für andere Fremdsprachen benötigt wird.

"Springboard to languages":
Esperanto als erste Fremdsprache in Großbritannien

Darüber hinaus erleichtert das Esperanto durch seine Sprachstruktur das spätere Erlernen weiterer Fremdsprachen. Mehrere Schulversuche deuten daraufhin, dass ein Jahr Esperanto mit anschließend zwei Jahren in einer anderen Fremdsprache bessere Ergebnisse bringt als drei Jahre dieser Fremdsprache. In Großbritannien wird in dem Projekt "Springboard to languages" an einigen Schulen Esperanto als erste Fremdsprache unterrichtet.

"Eine Schulstunde über Esperanto"

Der Deutsche Esperanto-Bund regt an, zunächst Grundlagenwissen über Esperanto in Schulen zu vermitteln. Außerdem sollte Esperanto-Unterricht an Schulen und Hochschulen vermehrt als freiwilliges Fach angeboten werden. Weiterhin wäre es wünschenswert, wenn die Sprache Esperanto und die weltweite Esperanto-Sprachgemeinschaft in den verschiedenen Wissenschaften stärker erforscht würde.

Staatliche Förderung in Ungarn und China

In Ungarn ist Esperanto an den Hochschulen gleichberechtigte Fremdsprache; über 35.000 Ungarn haben dort seit 2001 ein Esperanto-Examen abgelegt. Die chinesische Regierung veröffentlicht auf esperanto.china.org.cn täglich Nachrichten in Esperanto.

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Mehr Informationen

Pressetexte zu Esperanto
http://www.esperantoland.org/presse/

Quellen

 

"Der Spiegel" 44/2016, 29. 10. 2016, Seite 135, "Kultur", Kolumne von Elke Schmitter
"Englisches Hinken"
https://blendle.com/i/der-spiegel/englisches-hinken/bnl-derspiegel-20161028-90814

William Auld, vorgeschlagen für Literatur-Nobelpreis
http://www.telegraph.co.uk/news/obituaries/1529478/William-Auld.html

Concise Encyclopedia of the Original Literature of Esperanto
https://www.amazon.com/Concise-Encyclopedia-Original-Literature-Esperanto/dp/1595690905?ie=UTF8&*Version*=1&*entries*=0

Gedichte in Esperanto, schon 1887
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-buch?apm=0&aid=100078&teil=0203&seite=00000023&zoom=4

Esperanto-Musik-Videos
https://www.youtube.com/watch?v=4nH-j_ZEVGg&list=PL747931DF726CCBC7

Max Mangold, Sprachwissenschaftliche Überlegungen zur Frage der leichten Erlernbarkeit des Esperanto. Saarbrücken: Saarländischer Esperanto-Bund, 1976, 11 p.

Springboard to Languages, Esperanto als erste Fremdsprache an Schulen
http://www.springboard2languages.org/

Eine Schulstunde über Esperanto
http://www.esperantoland.org/dosieroj/1-eo-stunde.pdf

Esperanto-Prüfungen in Ungarn ("eszperantó")
http://www.nyak.hu/doc/statisztika.asp?strId=_43_

Tägliche Nachrichten in Esperanto aus China
http://esperanto.china.org.cn/
 

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