Positionen

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Der Deutsche Esperanto-Bund ist parteipolitisch neutral und sich dessen bewusst, dass es zum Thema Esperanto auf unterschiedlichen Gebieten verschiedene Positionen gibt. Wir möchten mit "Esperanto in Deutschland" eine Plattform schaffen, die einen Überblick auch über die Vielfalt der Positionen von Esperanto-Sprechenden gibt.

Erklärung von Boulogne | Bulonja deklaracio

Diese Erkärung wurde im Rahmen des 1. Esperanto-Weltkongresses am 09.08.1905 in Boulogne-sur-mer angenommen:

vollständiger Text auf Deutsch und Esperanto

Speziell zum Thema Sprachenpolitik wurden 1987 und 2012 von einer Arbeitsgruppe Standpunkte formuliert, die hier dargelegt werden sollen.

Erklärung von Rastatt

Anläßlich des 65. Deutschen Esperanto-Kongresses 1987 in Rastatt, im Jahr des 100-jährigen Bestehens der Internationalen Sprachen, legt der Deutsche Esperanto-Bund seine Ziele und Sprachpolitischen Forderungen wie folgt dar:

  1. Der Deutsche Esperanto-Bund „setzt sich für die Verständigung unter den Völkern ein. Hierzu bedient er sich der Internationalen Sprache Esperanto in der Überzeugung, dass die Verbreitung des Esperanto einen wertvollen und wichtigen Beitrag zur Schaffung einer vertrauensvollen und friedlichen Atmosphäre unter den Völkern leistet“ (aus der Satzung des D.E.B.).
  2. Der Deutsche Esperanto-Bund erkennt das Recht jeder Sprachgruppe auf gleichberechtigte Teilhabe an der weltweiten Verständigung an. Niemand darf auf Grund seiner Muttersprache benachteiligt werden (Art. 3, Abs. 3 GG).
  3. Der Deutsche Esperanto-Bund befürwortet das Erlernen fremder Sprachen. Er fordert die Kultusminister auf, den Sprachunterricht in den Schulen dahingehend zu erweitern, dass die Sprachenvielfalt vermehrt wird. Insbesondere die Sprachen der EG-Länder, möglichst aber alle wichtigen Verkehrssprachen sollen angeboten werden. In Grenzregionen ist auch die Sprache des jeweiligen Nachbarlandes anzubieten.
  4. Der Deutsche Esperanto-Bund tritt dafür ein, dass Esperanto schrittweise als gleichberechtigtes Unterrichtsfach eingeführt wird. Ebenso sind in die Programme der Erwachsenenbildung Kurse für Esperanto aufzunehmen. Es besteht kein Grund, das heute von 3 Millionen Menschen in allen Kontinenten gesprochene Esperanto vom Schülerwettbewerb “Fremdsprachen” auszuschließen.
  5. Der Deutsche Esperanto-Bund erwartet, dass entsprechend einer Resolution der UNESCO vom November 1985 an Universitäten Modellstudiengänge für Esperanto als Schulfach und als sprachwissenschaftliche Disziplin im Bereich der Interlinguistik eingerichtet werden, um die Ausbildung qualifizierter Sprachlehrer zu gewährleisten.
  6. Der Deutsche Esperanto-Bund sieht die Tendenz zur Bevorzugung einiger weniger Sprachen in den Europäischen Gemeinschaften als bedrohliche Entwicklung für die europäische Integration an, da dies dem Gleichheitsgrundsatz zuwiderläuft. Er fordert daher die EG auf, dass sie in ihren Institutionen nach und nach Esperanto als Arbeitssprache einführt, damit aus heutigen Sprachproblemen morgen keine Sprachkonflikte erwachsen.

Zur europäischen Dimension im Sekundarunterricht

Resolution des Deutschen Esperanto-Bundes e.V.
Beschlossen auf der Bundesversammlung vom 3. Juni 1990

Der Deutsche Esperanto-Bund e. V,

  • begrüßt die zahlreichen Initiativen von Europarat, Europäischen Gemeinschaften, Kulturministerkonferenz und einzelner Landesregierungen mit dem Ziel einer Stärkung des Fremdsprachenunterrichts an den Schulen. In dem zu bauenden “Europäischen Haus” wird die Kommunikation in mehreren Sprachen für die jungen Leute immer wichtiger;
  • sieht aber die Unmöglichkeit, die Lehrpläne für einen verstärkten Fremdsprachenunterricht auszuweiten bzw. zu diesem Zwecke andere Lehrplaninhalte hinreichend zu kürzen;
  • weist auf die Notwendigkeit hin, nach Wegen zur Mehrsprachigkeit ohne eine Erhöhung der Unterrichtsstunden zu suchen;
  • regt die Landesregierungen bzw. die Kultusministerien und die anderen Initiatoren an, das auf höchstens ein Jahr befristete Lernen einer “Basisfremdsprache” als denkbaren Weg zur Mehrsprachigkeit zu erwägen und näher zu untersuchen;
  • erläutert den Begriff “Basisfremdsprache”  dahingehend, dass sie geeignet sein sollte,
    1. Verständnis für Funktionsweisen und Strukturen von Sprachen zu schaffen,
    2. durch rasche Lernerfolge und durch direkte Kontakte mit Menschen, Kulturen und Lebensverhältnissen in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern die Freude am Sprachenlernen zu wecken und dazu zu motivieren,
    3. den für sie erforderlichen Lernaufwand durch schnelleres Erlernen der weiteren Sprachen zu “erwirtschaften”, so dass insgesamt ein schnellerer und höherer Lernerfolg in mehreren Sprachen erzielt wird, als es ohne die vorgeschaltete Basisfremdsprache der Fall wäre
  • erklärt seine Bereitschaft, an einem solchen Projekt intensiv mitzuarbeiten.

Sonnenberger Leitsätze zur europäischen Sprachenpolitik

Auf der Bundesversammlung 2012 wurden die folgenden Leitsätze zur europäischen Sprachpolitik beschlossen. Ein umfangreicher erläuternder Kommentar ist als PDF zum Herunterladen verfügbar und ist auch in gedruckter Form auf Deutsch und Esperanto erschienen.

Allgemeine Sprachenpolitik

  1. Wir unterstützen die Mehrsprachigkeit.
  2. Wir setzen uns für eine Erziehung zum Respekt gegenüber allen Sprachen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, ein.
  3. Wir unterstützen Initiativen zur interkulturellen Kommunikation im europäischen Rahmen.
  4. Wir sind für eine Sprachenpolitik, die nicht zur Verdrängung von Sprachen führt.
  5. Wir sind gegen sprachliche Diskriminierung.
  6. Wir regen einen EU-weiten zwischenstaatlichen Dialog über Sprachenpolitik an.
  7. Wir weisen auf den Konflikt zwischen den Empfehlungen der EU und deren Verwirklichung in den Mitgliedsstaaten in Bezug auf sprachliche Regelungen hin.

Esperanto in der Europäischen Union

  1. Wir erwarten eine sachlich begründete Haltung gegenüber Esperanto, insbesondere auch bei Fachleuten und Politikern.
  2. Wir sehen zur Zeit keine unmittelbare rechtliche Möglichkeit, Esperanto zu einer der Amtssprachen der EU zu machen.
  3. Wir glauben, dass Esperanto die Bildung einer europäischen Identität unterstützen kann.
  4. Wir unterstützen die Idee, die Europa-Hymne auf Esperanto zu singen.
  5. Die Erprobung von Esperanto als Arbeitssprache in bestimmten Organen und Einrichtungen der EU ist wünschenswert.
  6. Esperanto als Relaissprache im Europäischen Parlament wäre von Vorteil.

Esperanto-Unterricht

  1. Wir empfehlen Esperanto als propädeutisches Instrument, um das Erlernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
    Das Erlernen von Esperanto erleichtert den Erwerb weiterer Fremdsprachen und gibt einen tieferen Einblick in den allgemeinen Aufbau von Sprachen, einschließlich der eigenen Muttersprache.
  2. Wir empfehlen den Bürgern der EU, Esperanto als eine der zwei Fremdsprachen zu erlernen, deren Erwerb von der Kommission empfohlen wird.
    Der propädeutische Effekt des Esperanto kann dann den Bürgern die Aneignung von zwei oder mehr Fremdsprachen real möglich machen.
  3. Wir empfehlen, Grundlagenwissen über Esperanto in Schulen zu vermitteln.
  4. Wir empfehlen die Einführung von Esperanto-Unterricht als fakultatives Angebot an Schulen.
  5. Wir empfehlen Esperanto-Unterricht an Universitäten, zum Beispiel im Rahmen der Allgemeinen Studien.
  6. Wir empfehlen, Interlinguistik und Esperanto als Studienobjekte an Universitäten zu behandeln.

Prager Manifest

1996 wurde auf dem 81. Esperanto-Weltkongress das Prager Manifest verabschiedet, das weit verbreitete Ziele und Prinzipien der Esperanto-Bewegung erneut betont. Diese umfassen:

  1. Demokratie
  2. Transnationale Erziehung
  3. Erfolgreichen Sprachunterricht
  4. Mehrsprachigkeit
  5. Sprachliche Rechte
  6. Sprachenvielfalt und
  7. Emanzipation der Menschheit.

► Lesen Sie hier die deutsche Übersetzung des Originals.

Erklärung zur Verbreitung des Esperanto