Leitbild

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Die deutsche Esperanto-Bewegung blickt auf eine über 100-jährige Tradition zurück. Sie ist Teil einer weltweiten Kulturgemeinschaft, die die internationale Kultursprache Esperanto als ein Mittel zur Völkerverständigung und zur Erhaltung der kulturellen Vielfalt nutzt, pflegt und weiterentwickelt. Grundlage ist aber nicht nur eine Sprache, sondern eine humanistische innere Idee.

Dies alles wird getragen von ehrenamtlich tätigen Mitgliedern, die oft einen ansehnlichen Teil ihrer Freizeit in den Dienst dieser guten Sache stellen und sich über räumliche Grenzen hinweg für die gemeinsamen Zielen einsetzen Diese Ziele können wir nur gemeinsam, nicht jeder für sich erreichen.

Das Leitbild soll deshalb das Selbstverständnis, die Ziele und Aufgaben des Deutschen Esperanto-Bundes e.V. neu bestimmen und ebenso lebensnahe wie verbindende Orientierungshilfen in einer sich rasch wandelnden Gesellschaft geben. Die Bundesversammlung des Deutschen Esperanto-Bundes e.V. hat nach ausführlicher Diskussion auf allen Ebenen der deutschen Esperanto-Bewegung auf dem 73. Deutschen Esperanto-Kongress zu Pfingsten 1994 in Kiel das folgende Leitbild beschlossen.


I. Zusammenfassung

Wir machen Völkerverständigung

Der Deutsche Esperanto-Bund ist ein unabhängiger und aktiver Teil der inzwischen weltweiten Esperanto-Kulturgemeinschaft, die seit mehr als 100 Jahren als internationale Bürgerinitiative ihre gesamte Arbeit der Verständigung unter den Völkern und der Erhaltung der kulturellen Vielfalt widmet.

Der Deutsche Esperanto-Bund erbringt einen eigenständigen und qualifizierten Beitrag für eine gerechte und demokratische Lösung internationaler Sprachenfragen und zur Erhaltung der kulturellen Vielfalt. Hierzu fördert er die internationale Kultursprache Esperanto und erleichtert die internationale Verständigung durch die Stärkung der geistigen Bereitschaft zur Verständigung und der Verständigungsfähigkeit.

Der Deutsche Esperanto-Bund versteht seine Arbeit zugleich als Angebot, in der Freizeit einer sinnvollen und ideell bereichernden Tätigkeit nachzugehen und Esperanto auch für die fachliche Kommunikation über Grenzen hinweg zu nutzen.

Der Deutsche Esperanto-Bund will mit seiner gesamten Tätigkeit zur Bildung und Entwicklung eines Bewusstseins weltweiter Verständigung, Verantwortung und Verbundenheit beitragen und lässt sich dabei von der Würde des Menschen, auch des Andersdenkenden, leiten.

Der Deutsche Esperanto-Bund greift in seiner praktischen Arbeit die neuen Chancen auf, die sich aus der Abschwächung des Ost-West-Konfliktes und aus dem europäischen Einigungsprozess ergeben. Die Lage im Herzen Europas als Angrenzer der jungen Demokratien in Mittel- und Osteuropa verpflichtet uns, die friedliche Einigung in ganz Europa zu fördern.

Schon heute gibt es tausend gute Gründe, Esperanto zu lernen, allen voran das konkurrenzlose Angebot, in einigen Dutzend Ländern ohne großen Aufwand Ansprechpartner aus allen Lebensbereichen zu finden, mit denen man sich flüssig unterhalten kann. So betrachtet ist Esperanto keine Utopie von morgen, sondern Realität von heute.

II. Unsere Vision für die Zukunft

Wir wünschen uns eine friedliche Welt, in der Ungerechtigkeiten so weit abgebaut sind, dass Konflikte nicht mehr gewaltsam gelöst werden, und die Menschen vor Verbrechen jeder Art bewahrt bleiben.

Wir wünschen uns eine gerechte und demokratische Welt, die die Menschenrechte achtet, und in der Bildung, freie Persönlichkeitsentfaltung, Mitwirkung in der Gesellschaft sowie internationale Verständigung allen Menschen zugänglich sind.

Wir wünschen uns eine lebensfrohe Welt, in der es Freude macht, zu leben. Eine Welt, in der das Reisen ein prickelnder Genuss voller Entdeckungen ist, weil sie so vielfältig wie die Schöpfung ist. Eine Welt voll unterschiedlicher Rassen, Religionen, Völker, Kulturen und Sprachen, Ideen, Werte und Lebensformen. Eine Welt mit Menschen, die sich aufgeschlossen begegnen und auch auf begrenztem Raum miteinander auskommen.

Wir wünschen uns eine menschliche Welt, in der die Menschen Halt finden weil sie eine soziale und kulturelle Heimat haben, sei es die ursprüngliche oder eine gefundene. Eine Welt mit Menschen, die in selbstbewusster Gelassenheit mit oder neben anderen leben können, weil sie gelernt haben, das Anderssein als anregende Bereicherung zu schätzen, ohne auf die eigenen Werte, Traditionen und Gewohnheiten zu verzichten. Eine Welt mit großzügigen Menschen, die es ertragen, wenn die andern einmal nicht so wollen, wie sie selbst - denn Toleranz beginnt da, wo es weh tut.

Wir wünschen uns eine verständige Welt, in der die Menschen über alle rassischen, kulturellen, sozialen und sprachlichen Unterschiede hinweg miteinander reden können und wollen:

  • die heimische Mundart in der engeren Umgebung,
  • die Muttersprache mit Gleichsprachigen,
  • mit Anderssprachigen deren Sprache oder die eigene Muttersprache oder eine gemeinsame neutrale Sprache für solche Begegnungen.

Eine verständige Welt, die eine gemeinsame neutrale Sprache schätzt, weil sie sich des symbolischen Wertes bewusst ist, wenn jemand durch die Wahl einer neutralen Sprache schon einen, den ersten, Schritt auf die anderen zugeht und damit ausdrückt: "Ich bin bereit, Euch entgegenzukommen, und beginne mit dem Angebot, dass wir uns in einer Sprache verständigen, die uns gemeinsam gehört."
Eine verständige Welt, in der die Menschen nach Abbau von Ängsten und Vorurteilen gerne miteinander reden und sich auch verständigen wollen.

Wir wünschen uns eine solidarische Welt, in der sich die Menschen dank der Erhaltung ihrer kulturellen Eigenheiten über alle kulturellen Unterschiede hinweg mit den anderen verbunden fühlen, die in der einen Welt für alle hier, woanders oder nach uns leben.

Wir wünschen uns eine lebenswerte Welt, in der die Menschen sich ihrer Verantwortung für die Umwelt bewusst sind und zu ihrer Erhaltung beitragen. Eine gesunde Umwelt ist die Voraussetzung jeden menschlichen Handelns.

III. Ziele

1. Unser Anliegen: Wir wollen den Menschen nützen

Als Bürgerinitiative leisten wir unseren Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme auf den Gebieten der Völkerverständigung und der Kultur sowie in Wissenschaft und Forschung:
Wir treten für eine Entwicklung ein, bei der aus unserer Vision eine reale Utopie und dann Schritt für Schritt eine aus heutiger Sicht utopische Realität wird. Unseren Auftrag sehen wir in einem zielstrebigen Beitrag für eine gerechte und demokratische Lösung internationaler Sprachenfragen und für die Erhaltung der sprachlich-kulturellen Vielfalt in Europa und der Welt.

2. Sinnstiftende und dienende Ziele

Langfristig verfolgen wir zwei sinnstiftende Ziele, die die Grundlage für unsere Existenz und praktische Arbeit bilden:

  • Die Förderung der Völkerverständigung mittels Esperanto und seiner Idee und
  • die Erhaltung der kulturellen Vielfalt.

Daneben haben wir uns das Ziel gesetzt, Wissenschaft und Forschung zu fördern, insbesondere die Esperantologie und die Interlinguistik, soweit dies der internationalen Verständigung oder der kulturellen Vielfalt dient.
Um die aus unseren Zielen abzuleitenden Aufgaben langfristig erfüllen zu können, müssen wir eine Organisation mit dem dienenden Ziel unterhalten, rechtzeitig und in ausreichender Menge und Qualität die erforderlichen personellen, sächlichen und finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen.

Mit der Unterscheidung von sinnstiftenden und dienenden Zielen wollen wir uns ständig bewusst machen, dass wir unsere gesamte Tätigkeit an ihrem Ergebnis für die sinnstiftenden Ziele messen. Die Verbreitung der Internationalen Sprache Esperanto ist kein Selbstzweck, sondern nur soweit und solange sinnvoll, wie damit der Völkerverständigung und der kulturellen Vielfalt gedient werden kann.

3. Unsere Aufgabe als deutsche Esperanto-Kulturgemeinschaft

Die staatliche Einheit hat ermöglicht, die Spaltung der deutschen Esperanto-Bewegung durch eine freiwillige und gleichberechtigte Vereinigung auf den Tag genau 85 Jahre nach Gründung des Deutschen Esperanto-Bundes am 19. Mai 1991 zu überwinden.

Jetzt werden die sich ergänzenden Potentiale beider Partner verstärkt für die Völkerverständigung und die kulturelle Vielfalt fruchtbar gemacht. Wir greifen die neuen Chancen aus der Abschwächung des Ost-West-Konfliktes sowie der Öffnung und Einigung in Europa auf. Dabei sind wir uns unserer besonderen Aufgabe als deutscher Teil der weltweiten Esperanto-Kulturgemeinschaft bewusst: Die Lage im Herzen Europas als Angrenzer der jungen Demokratien in Mittel- und Osteuropa verpflichtet uns, die friedliche Einigung in ganz Europa zu fördern.

IV. Die Idee hinter der Idee

Das Ziel ist die Verständigung, die Sprache ein Mittel.
Das Aktionsfeld ist die internationale Verständigung, doch die Idee ist universell: Verständigungsbereitschaft, Toleranz und Rücksicht auf die Belange anderer.

Es gibt viele Gründe, andere nicht zu mögen.

So schön es ist, miteinander reden zu können, dies alleine reicht nicht.
Eine gemeinsame Sprache schafft nicht die Probleme aus der Welt: unterschiedliche Interessen, Konkurrenzkampf um Rohstoffe und Märkte, gewachsene und geschürte Abneigung, Angst vor dem Fremden, religiöse und ideologische Grundanschauungen, ohnmächtige Wut über Unrecht und ungleiche Chancen - es gibt viele Gründe, die anderen nicht zu mögen.
Das gilt auch für Gesellschaften und Staaten: "Erbfeind", "gelbe Gefahr", "Untermensch", "der hässliche Deutsche", "das Reich des Bösen", "Klassenfeind" und wie die Wörter alle heißen, mit denen Hass geschürt und die Bereitschaft zur gewaltsamen Auseinandersetzung gefördert werden soll.

Auf den Willen kommt es an.

Deshalb sagen wir: Nicht die Sprache ist das Ziel, sondern die Änderung der geistigen Haltung.
Der Wille zum friedlichen Miteinander, die Bereitschaft zum Prüfen des anderen Standpunktes, die Bereitschaft nachzugeben und auf die Belange der anderen Rücksicht zu nehmen, der Wille und die Kraft zum Aufeinander-Zugehen sind wichtiger als das reine Sich-Verständigen-Können: Auf den Willen kommt es an.
Die aufklärerischen und humanistischen Gedanken der Toleranz und der Gleichberechtigung - das sind die ebenso großen wie aktuellen Leitideen, in denen Esperanto seine geistigen Wurzeln hat.

Einen Schritt aufeinander zugehen

Toleranz und Verständigungsbereitschaft bedeuten in ihrer Ausprägung bei der internationalen Verständigung:
Durch Übergang von unserer Muttersprache auf eine neutrale Sprache gehen wir bereits einen Schritt auf die anderen zu und signalisieren, dass wir bereit sind, uns auf gleichberechtigter Ebene auseinanderzusetzen. Gleichberechtigt, denn Rücksicht heißt nicht Selbstaufgabe, und so erwarten wir den gleichen Schritt von der anderen Seite.

V. Aktionsfeld Völkerverständigung

Zur Förderung der internationalen Verständigung haben wir uns hohe Ziele gesetzt:

  • Zur Stärkung des Sich-Verständigen-Wollens wollen wir fördern:
    • das Verständnis für das Anderssein
    • die Achtung vor dem Eigenwert der "anderen"
    • die Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Andershandelnden
    • die Bereitschaft zur friedlichen Konfliktlösung
    • ein Gefühl internationaler Verbundenheit und Solidarität.
  • Zur Stärkung des Sich-Verständigen-Könnens wollen wir fördern:
    • den Abbau von Ängsten und Vorurteilen vor "Fremden"
    • den Abbau sonstiger Konfliktursachen
    • das gedeihen gerechter Verhältnisse
    • die vielfältigen Verständigungsmöglichkeiten und dabei das Erlernen von Esperanto und anderen Sprachen
    • die friedlichen Einigungsbestrebungen in Europa und der Welt, soweit sie danach streben, die kulturelle Vielfalt zu begünstigen (Föderalismusprinzip) und Aufgaben und Entscheidungsbefugnisse möglichst nah am Bürger bündeln (Subsidiaritätsprinzip)
    • Instrumente zur friedlichen Konfliktregelung
    • Organisationen mit zumindest teilweise gleichen Werten.

Keine Verständigung ohne kulturelle Vielfalt

Mit der Gesamtheit unserer Tätigkeit wollen wir zur Bildung und Entwicklung eines Bewusstseins weltweiter Verständigung, Verantwortung und Verbundenheit beitragen.

Hierzu zählt auch die Erhaltung der kulturellen Vielfalt, denn sie ist Voraussetzung für Verständigungsbereitschaft, Toleranz und Solidarität: Verständigung unter Menschen und Völkern kann nur gedeihen, wenn die Menschen sich ihrer eigenen Identität und damit auch einer erlebten eigenen Kultur sicher sind.

So betrachtet ist kulturelle Vielfalt eine Voraussetzung für Frieden und Verständigung in der Welt und darum seit jeher ein sinnstiftendes Ziel für unsere Arbeit.

VI. Aktionsfeld sprachlich-kulturelle Vielfalt

Wir bekennen uns zur kulturellen und sprachlichen Vielfalt und wollen zu ihrer Erhaltung, Pflege und weiteren Entwicklung beitragen.

  • Wir wollen kultureller, insbesondere sprachlicher Vorherrschaft entgegenwirken. Denn wir meinen, dass jede Sprachengruppe ein Recht auf gleichberechtigte Teilhabe an der weltweiten Völkerverständigung hat und niemand aufgrund seiner Muttersprache benachteiligt werden darf.
    • Wir wollen die Öffentlichkeit über Gefahren für die kulturelle Vielfalt informieren, sensibilisieren und für Schutz- und Fördermaßnahmen gewinnen.
    • Wir wollen Faktoren abbauen, die kultureller Vorherrschaft Vorschub leisten. Dazu wollen wir Modelle fördern, die bei einer Gesamtabwägung ihrer Vor- und Nachteile den jetzigen überlegen sind. Hierzu zählt nach unserer Auffassung die Internationale Sprache Esperanto. Deshalb setzen wir uns auch für das Erlernen und die Verbreitung von Esperanto ein.
    • Wir befürworten das Erlernen von möglichst mehreren Fremdsprachen.
  • Wir wollen die kulturvermittelnde Funktion des Esperanto stärken.
    • Wir wollen einen Tourismus fördern, der die Menschen und ihre Kulturen einander nähderbringt.
    • Wir wollen die Kulturschätze kleiner oder gefährdeter Kulturen unter anderem durch Übersetzungen in Esperanto bekannt machen..
    • Wir wollen Kulturschätzen aus aller Welt näherkommen.
    • Wir wollen die deutsche Kultur im Ausland bekannt machen, so wie es uns gelungen ist, 1951 mehr als zweitausend Esperanto-Sprecher aus vielen Ländern zum 36. Esperanto-Weltkongress nach München zu holen - 1951, als die Wunden des von deutschem Boden ausgegangenen Zweiten Weltkrieges noch frisch waren.
  • Wir wollen für die Rechte kultureller Minderheiten auf Schutz, Pflege und Förderung ihrer Kultur eintreten.
    • Wir wollen föderale Strukturen und Strömungen unterstützen, die einen Ausweg zwischen Zentralismus und Separatismus ermöglichen.
    • Wir wollen, dass Aufgaben und Entscheidungen möglichst nah an den Bürgern angesiedelt werden.
  • Wir wollen die eigenständige internationale Esperanto-Kultur pflegen und Esperanto ständig weiterentwickeln.
    • Wir wollen die Beherrschung des Esperanto fördern und seine Lebendigkeit und Einheit bewahren.
    • Wir wollen das Verständnis für die Idee, Geschichte und Entwicklung der Esperanto-Bewegung und Esperantokultur fördern.
    • Wir wollen die eigenständige internationale Esperanto-Kultur leben.

VII. Esperanto - eine Realität von heute

1. Unsere Tätigkeitsfelder und Leistungen

In der Praxis haben wir bereits weitgehend erreicht, was unsere Satzung als ständiges Arbeitsprogramm vorgibt:

  • den Gedanken- und Kulturaustausch mit Anderssprachigen fördern,
  • internationale Begegnungen, Kongresse, darunter in der Regel jährlich einen Deutschen Esperanto-Kongress, und Seminare veranstalten,
  • in Organisationen, deren Ziele unseren entsprechen, mitarbeiten
  • nachhaltig über Esperanto informieren
  • den Esperanto-Unterricht in jeder Weise fördern
  • die Anwendung des Esperanto auf möglichst vielen Gebieten anstreben
  • die Esperanto-Literatur pflegen
  • mindestens eine Bundeszeitschrift herausgeben
  • für wissenschaftliche und kulturelle Zwecke ein Deutsches Esperanto-Institut mit einer Deutschen Esperanto-Bibliothek unterhalten
  • wissenschaftliche Forschungen zu internationalen Sprachenfragen und zu Esperantologie und Interlinguistik fördern.

Unser komplettes Leistungs- und Serviceangebot haben wir in einem stets aktuellen Katalog zusammengestellt.

Das Deutsche Esperanto-Institut

Das Deutsche Esperanto-Institut wird in Absprache mit dem Bundesvorstand eigenständig geführt. Es hat folgende Hauptaufgaben:

  • Pflege der Sprache (Unterricht, Prüfungen, terminologische Arbeit)
  • Pflege der Esperanto-Kultur, insbesondere der Esperanto-Literatur
  • Aus-, Fort- und Weiterbildung
  • Pflege der Wissenschaft und Forschung
  • Analysen und Entwicklung von Strategien
  • fachliche Repräsentation nach außen.

2. Freude am Sprachenlernen

Esperanto ist trotz seiner umfassenden Ausdrucksfähigkeit so leicht, dass rasche Lernfortschritte erreicht werden können. Zugleich weckt die Beschäftigung mit Esperanto die Freude am Sprachenlernen und vertieft das Verständnis für andere Sprachen, die deshalb schneller als ohne Esperanto gelernt werden können.

Diese sprachlichen Vorzüge des Esperanto beruhen nach den übereinstimmenden Erkenntnissen sämtlicher Untersuchungen zu diesem Thema auf

  • seiner klaren und einprägsamen Struktur
  • seiner Übereinstimmung zwischen Schrift und Aussprache
  • seiner logischen und weitgehend ausnahmefreien Grammatik
  • seinem Wortschatz mit jahrhundertealten Wortwurzeln, die uns zum Teil schon bekannt sind
  • seinem einzigartigen Wortbildungssystem mit Vor- und Nachsilben, die in einem "intellektuellen Baukasten" spielerisch und systematisch den Anfangswortschatz erweitern und auch bei geringem Lernaufwand weltweite Verständlichkeit garantieren.

Darum macht es einfach Spaß, sich mit Esperanto zu beschäftigen, mit seinen Wörtern zu spielen und sich daran zu freuen, dass Esperanto schon bald ermöglicht, sich mit Leuten aus aller Welt zu unterhalten und sich auf die Inhalte des Gespräches zu konzentrieren. Und das Schönste: So leicht Esperanto auch ist - man lernt nie aus. Dafür sorgen die zahlreichen Dichter und Schriftsteller, die den Wortschatz parallel zur technisch-wirtschaftlichen Erweiterung um Wörter aus Poesie und Prosa bereichern.

3. Der ganz persönliche Nutzen: Lebensfreude "grenzenlos"

Wir verstehen unsere Tätigkeit zugleich als Angebot, in der Freizeit einer sinnvollen und ideell bereichernden Tätigkeit nachzugehen und Esperanto auch für die fachliche Kommunikation über Grenzen hinweg zu nutzen. Gibt es etwas Spannenderes und Aufregenderes, als Gespräche mit Leuten aus mehreren Ländern zu führen uns sich auch mal die Köpfe heiß zu diskutieren - frei und ohne sprachliche Barrieren? Grenzenlos Lebensfreude und Anregungen zur Selbstverwirklichung zu finden, ist mit Esperanto kein Problem.

4. Tausend gute Gründe

Es gibt tausend gute Gründe, sich mit Esperanto zu beschäftigen: Neben ideellen, sprachlichen und persönlichen Motiven gibt es auch ganz handfestpragmatische Gründe, Esperanto zu nutzen:

  • für Reisen, wie sie nicht zu buchen sind, wo die persönlichen Kontakte mit Esperantosprechern in vielfacher Hinsicht nützlich sein können, zum Beispiel beim
    • Kennenlernen von Land und Leuten,
    • Schnuppern der Alltagskultur und Besuch einer Privatwohnung
    • Erleben einer persönlichen Stadtführung mit den Augen eines Einheimischen,
    • Erledigen von Behördengängen, Arztbesuchen usw. mit einer sprachkundigen Begleitung,
    • Besuchen mehrerer Länder mittels der gleichen Brückensprache Esperanto in verschiedenen Kulturkreisen;
  • für den Empfang von Besuchern, mit denen man sich schon durch eine gemeinsame neutrale Sprache verbunden fühlt;
  • für die spannende Suche nach Neuigkeiten aus aller Welt in den zahlreichen Esperanto-Radiosendungen;
  • für das Erlebnis der Bekanntschaft mit fremden und weniger bekannten Kulturen, sei es auf einem der vielen Esperanto-Treffen oder beim Schmökern exotischer Literatur im heimischen Lesesessel;
  • für die Bereicherung des eigenen Hobbies oder eines gesellschaftlichen Engagements durch eine internationale Dimension;
  • für fachliche Kontakte mit Kollegen aus fernen Ländern;
  • in Unternehmen mit internationalen Geschäftsbeziehungen, insbesondere multinationale Unternehmen, in denen Esperanto für die betriebsinterne Kommunikation und die in solchen Firmen besonders sensible Unternehmenskultur gute und effiziente Dienste leisten kann;

5. Worauf wir stolz sind.

Wir sind stolz auf unsere Ideale und das, was die Esperanto-Bewegung bisher erreicht hat. Wir sind stolz auf das, was wir uns vorgenommen haben.
Der Geist und die Stärken, die unsere Mitglieder und Aktiven bisher ausgezeichnet haben, sollen auch in Zukunft erhalten und weiterentwickelt werden:

  • Respekt vor den Menschenrechten, Freiheit, Toleranz und Solidarität sind unsere Leitwerte. Unsere Lieder verherrlichen nicht nationalistische Gedanken, sondern rufen auf zu Eintracht und Frieden in der Welt. Esperanto wird nicht mit Gewalt oder massiver Förderung auf der Grundlage hoher Wirtschaftsmacht verbreitet, sondern wächst auf der langsam reifenden Einsicht.
  • Die Esperanto-Bewegung mit dem Esperanto-Weltbund (UEA) an der Spitze war die erste nichtstaatliche Organisation mit individuellen Mitgliedern in der ganzen Welt, die sich untereinander gleichberechtigt und freundschaftlich in voller Pluralität der Religionen, Rassen und Weltanschauungen der Völkerverständigung und der kulturellen Vielfalt widmen. Gleichberechtigt heißt für uns auch demokratisch, denn Esperanto ist im Vergleich zu anderen Kultursprachden so leicht, dass es jeder lernen kann.
  • Wir haben ein taugliches Konzept für eine weltweite Verständigung auf gleichberechtigter Ebene und entwickeln den Nutzen dieses Konzeptes in täglicher Anwendung ständig weiter.
  • Wir haben Babel überwunden. Bei uns in der Esperanto-Kulturgemeinschaft ist alles international und grenzüberschreitend ausgerichtet - welche Interessen auch immer mittels unserer gemeinsamen Sprache Esperanto pflegen: Freundschaft über Grenzen ist unser Trumpf. Wo andere sprachlos werden, geht es bei uns erst richtig los: Wenn Leute aus mehreren Ländern gleichzeitig an einem Tisch sitzen und der Ungar, die Finnin, der Japaner und die Brasilianerin miteinander reden.
  • In der geschichtlich kurzen Zeit von 100 Jahren haben wir einer genial konzipierten, einzigartigen Plansprache Leben eingehaucht, die ihre Anwender nicht nur über gemeinsame Werte und Ideale geistig verbindet, sondern ihnen auch persönlich nützliche Dienste leistet. Unter rund 4.000 lebendigen Sprachen der Welt liegt Esperanto bei den 100 meistverbreiteten - ohne jedoch heute oder in der Zukunft auch nur eine Sprache zu verdrängen.
  • Esperanto ist die Internationale Sprache, es hat sich gegenüber mehr als 900 bekannten Versuchen, eine Sprache zu planen, durchgesetzt. Esperanto genießt heute eine Alleinstellung unter den Plansprachen. Keine andere Plansprache ist in der ganzen Welt, in allen Kontinenten, verbreitet, keine andere hat eine lebendige und unaufhörlich wachsende Kultur. Wenn ernsthaft von Plansprachen die Rede ist, denkt man an Esperanto. Esperanto ist zum geflügelten Wort geworden.
  • Wir arbeiten mit anderen zusammen, die wir dazu beitragen wollen, die Welt humaner zu gestalten. In Sachen Völkerverständigung, Toleranz und Engagement für Frieden sind wir "Profis", wenn es darum geht, Menschen verschiedener Muttersprachen einander nahezubringen. Hitler, Stalin und andere Diktatoren wussten, warum sie Esperanto verboten und die Esperanto-Sprecher verfolgten. Kaum eine andere Sprache wurde je so bagatellisiert, missachtet und unterdrückt wie Esperanto - und doch: sie lebt!
  • Die Beschäftigung mit Esperanto, seiner Kultur und die offene Begegnung mit Menschen aus anderen Ländern fördert weltweite Solidarität. Aus dieser gemeinschaftsbezogenen Tätigkeit schöpfen wir zugleich Lebensfreude und Impulse für unsere persönliche Entwicklung.
  • Wir sind stolz auf das Engagement, das unsere Mitglieder und Aktiven mit großer Loyalität für eine gute Sache aufbringen.
  • Wir setzen uns als Realisten für Ideenein, die noch nicht überall selbstverständlich sind, und freuen uns, dass immer mehr Menschen mit uns gehen.

VIII. Grundsätze für die Umsetzung unserer Ziele

1. Leitwerte

Selbstlosigkeit und Gemeinnützigkeit

Der D.E.B. ist selbstlos tätig und verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke der Völkerverständigung, der Kulturpflege und der Förderung der Wissenschaft und Forschung. Das Anstreben wirtschaftlicher, parteipolitischer, religiöser und weltanschaulicher Ziele ist ausgeschlossen.

Orientiert an den Bedürfnissen der Gesellschaft

Wir orientieren uns an den ideellen und materiellen Bedürfnissen der Menschen in einer sich rasch wandelnden Gesellschaft, und wir stellen den konkreten Nutzen für unsere "Kunden" in den Mittelpunkt unserer Überlegungen.

Dem Gemeinwohl verpflichtet

Als Bürgerinitiative mit dem Ziel eines nützlichen Beitrages für das Gemeinwohl werden wir uns korrekt verhalten, die Gesetze achten und nicht im Einsatz für ein gemeinnütziges Ziel andere Belange der Gesellschaft vernachlässigen. Deshalb werde wir zum Beispiel unsere Auslandskontakte nicht in Widerspruch zu den Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen geraten lassen und darum versuchen wir auch, unsere Ziele umweltverträglich umzusetzen.

Toleranz und wertorientierte Neutralität

Auf dem Fundament der Menschenrechte und Grundfreiheiten übern wir parteipolitische Neutralität sowie religiöse und weltanschauliche Toleranz. In unseren Außenbeziehungen lehnen wir uns an kein Konzept und keine Ideologie an sondern gehen unabhängig und eigenständig unseren Weg.

Neutral, aber nicht unpolitisch

Da, wo wir in unserem Kernbereich betroffen sind, ergreifen wir auch durch plitische Tätigkeit Partei für unsere Werte und treten aktiv uns selbstbewusst für unsere Ziele ein.

Weltoffenheit und Aufgeschlossenheit

Inspiriert von unseren gemeinsamen Idealen und ausgestattet mit einer gemeinsamen Sprache für den internationalen Gedankenaustausch sind wir nach innen und außen aufgeschlossen und weltoffen.

Auch für uns beginnt Toleranz da, wo es wehtut

Wir sind stolz auf unsere Ideale und auf das, was wir machen, doch wir haben es nicht nötig, anderen unsere Ideen aufzudrängen. Wir wollen es auch nicht, weil es widersprüchlich wäre, intolerant für Ideen zu werben, die vom Gedanken der Toleranz beseelt sind. Die Grenzen der Toleranz sind für uns jedoch erreicht, wenn wesentliche Werte wie Freiheit, Menschenrechte gefährdet sind und wenn Rassismus und Ausländerfeindlichkeit um sich greifen.

Pluralität und Toleranz auch nach innen

Wir bekennen uns auch innerhalb der Esperanto-Bewegung zu einer individuellen Vielfalt der Religionen, Weltanschauungen, Lebensformen und Überzeugungen. Diese Pluralität wächst auf dem Boden der Neutralität und ist die Quelle für die faszinierende Vielfalt der bei uns vertretenen Interessen.

2. Methodik

Idealistisch und professionell

Wir haben Ideale und treten für ihre Verwirklichung ein. Von Idealisten unterscheidet uns das Bewusstsein für professionelles Arbeiten und der Sinn für das Machbare. Deshalb setzen wir unsere Mittel wirtschaftlich und sparsam ein und suchen uns bei Bedarf die besten verfügbaren Fachleute. Professionelles Arbeiten heißt für uns aber vor allem, dass wir unsere Tätigkeit an den Bedürfnissen der für unserer Ideen aufgeschlossenen Menschen ausrichten.

Primat des Handelns

Wir zeigen bei unseren Projekten einen gesunden Unternehmungsgeist und riskieren auch schon einmal, dass etwas schiefgeht. Doch wir kennen auch unsere Grenzen und wissen, was wir leisten können und welche Aufgaben wir besser anderen überlassen.

Bei allem Streben, die Dinge richtig zu tun, wissen wir auch, dass es mehr darauf ankommt, die richtigen Dinge zu tun. Darum behalten wir stets den Blick für das Wesentliche und prüfen vor dem Abenteuer einer neuen Idee, welche Erfolgsaussicht wir haben und ob Aufwand und Ertrag stimmen.

Esperanto und unsere Muttersprache

Mitunter sprechen wir untereinander Esperanto, obwohl alle Deutsch reden. Zum Beispiel zum Üben. Doch es ist für uns ein selbstverständliches Gebot der Höflichkeit, Esperanto zu gebrauchen, wenn wir mit Freunden aus dem Ausland reden oder sie sich zu uns gesellen.

3. Internes Zusammenwirken

Maßstab für unsere Glaubwürdigkeit

Toleranz zeigt sich auch in der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, wie wir uns ohne falsche Harmoniezwänge offen, aber respektvoll, und nachdrücklich, aber kompromissbereit über die richtigen Lösungen auseinandersetzen. Der Stil und die Kultur unseres Umganges miteinander bilden für Außenstehende einen Maßstab für unsere Glaubwürdigkeit.

Verwirklichung der Demokratie und Gleichberechtigung

Die Idee des Esperanto ist eng mit dem Gedanken der Demokratie verbunden. Dies zeigt sich in der Absage an elitäre Lösungen unter dem Leitgedanken der relativ leichten Erlernbarkeit der Sprache, damit sie wirklich "jeder lernen kann". Demokratie und Gleichberechtigung sind aber auch notwendige Ordnungsprinzipien in einer originär internationalen, freien und pluralistischen Bewegung. Demokratie und Gleichberechtigung sind ferner die Grundlage für die Teilhabe aller an den Entscheidungen unserer Bewegung. Deshalb wirken wir auch auf eine stärkere Beteiligung von Frauen in unseren Führungsfunktionen hin.

Grundsätze für die Führung und Zusammenarbeit

Ohne Führung geht es nicht. Wenn wir unsere Ziele ernsthaft voranbringen wollen, dann brauchen wir eine kompetente Führung, die getragen wird von Leistung, Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Wir brauchen aber auch die Bereitschaft unserer Aktiven, das Führungsangebot anzunehmen und die eigenen Projekte frühzeitig mit anderen abzustimmen, um Fehler und unnütze Doppelarbeit zu vermeiden.
Die Führungsaufgabe nimmt der Bundesvorstand wahr. Er wird vom Verbandsrat beraten und folgt den Richtlinien der Bundesversammlung.
Einmütigkeit in den Zielen und Vielfalt der Ideen lassen sich im Rahmen unseres Leitbildes so miteinander verbinden, dass aus unkoordiniertem Nebeneinander ein freies und selbstbewusstes Miteinander wird.

Selbstbestimmung und Eigenverantwortung

Wir sind stolz darauf, dass die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung unserer Aktiven seit langem die wichtigsten Orientierungspunkte für die Organisation unserer Aktivitäten sind. Das Arbeitsleben entdeckt diese Werte erst allmählich als Quelle für Selbstverwirklichung und Arbeitsfreude.

Unsere Aktiven sollen von ihrer Tätigkeit etwas haben

Engagement und Einfluss gewähren bei uns keine Privilegien, sondern werden als besondere Verantwortung empfunden. Aber wir achten darauf, dass unsere Aktiven aus ihrer Tätigkeit auch etwas für sich mitnehmen: Das Gefühlt, etwas Sinnvolles zu bewirken, sich selbst zu verwirklichen bei frei gewählten Aufgaben mit viel Entscheidungsspielraum, neue Erfahrungen und Kenntnisse zu gewinnen sowie seine Fähigkeiten und die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln.

Dazu geben wir allen Aktiven die Chance, viel Eigenverantwortung zu übernehmen, von Zeit zu Zeit wieder etwas anderes zu machen und selbst zu entscheiden, womit die gemeinsamen Ziele am besten vorangebracht werden können.

Aufgaben für Menschen statt Menschen für Aufgaben

Weil wir mit unseren Grundsätzen Ernst machen, suchen wir auch nicht Menschen für bestimmte Aufgaben, sondern Aufgaben für Menschen, die ihren Interessen, Neigungen und Fähigkeiten am besten entsprechen. In einer so vielfältigen Bewegung findet jeder der eine sinnvolle Aufgabe übernehmen will, auch seinen Platz. Und wir lassen jeden unserer Aktiven jederzeit gehen - denn werben kann nur, wer auch loslassen kann

Maß und Ziel

Vorstand, Aktive und Mitglieder beachten bei ihrer Zusammenarbeit jeweils die Interessen und die Möglichkeiten der anderen. Zu unserer Führungsethik gehört deshalb, dass der Vorstand das Interesse der Aktiven fördert, sich selbständig und eigenverantwortlich zu engagieren, während die Mitglieder bei ihren Ansprüchen an die Aktiven Maß und Ziel dessen wahren, was in einer ehrenamtlich strukturierten Gemeinschaft zumutbar ist.

4. Zusammenarbeit mit Mitgliedsvereinigungen

In vertrauensvoller Absprache unterstützen sich die Mitgliedsvereinigungen und der Deutsche Esperanto-Bund bei der Verfolgung der gemeinsamen Ziele.

Leitgedanke einer sinnvollen Arbeitsteilung ist die Erwägung, einerseits Kenntnisse und Fähigkeiten mit dem Ziel hoher Wirtschaftlichkeit und Qualität zu bündeln, Doppelarbeit und Koordinationsschwächen zu vermeiden und andererseits so viel regionale und örtliche Eigenheiten als möglich zu berücksichtigen. Der Föderalismusgedanke wird im Deutschen Esperanto-Bund auch dadurch verwirklicht, dass einzelne Mitgliedsvereinigungen zentrale Aufgaben mit bundesweiter oder landesweiter Funktion übernehmen. Für die notwendige Koordination setzt der deutsche Esperanto-Bund vor allem auf die Überzeugungskraft des Argumentes und auf den Klärungs- und Abstimmungsprozess im Verbandsrat sowie in fachlich orientierten Arbeitsgruppen.

Fachlicher Nutzen für außerfachliche Zwecke

Aus unserer Sicht haben Fachvereinigungen auch die Aufgabe, ihre besondere Fachkompetenz in den Dienst der allgemeinen Esperanto-Bewegung zu stellen. Mit Blick auf den wirtschaftlichen und sparsamen Einsatz unserer Kräfte empfehlen wir, die fachlichen Ziele auf den modellhaften Nachweis der grundsätzlichen Machbarkeit und auf konkreten Nutzen mit Mut zur Lücke zu konzentrieren.

5. Außenbeziehungen

Faire Partner in den Außenbeziehungen

Wir wollen uns gegenüber unseren inländischen und ausländischen Partnern stets fair und verlässlich verhalten. Bei fachlich, politisch, religiös oder weltanschaulich gebundenen Partnern ist die Zusammenarbeit begrenzt auf die Übereinstimmung ihrer jeweiligen Ziele mit den unsrigen.

Unser Erfolg liegt im Erfolg unserer Partner

Die besonders fruchtbare Zusammenarbeit mit der Stadt Aalen bei der Pflege der Deutschen Esperanto-Bibliothek bestätigt immer wieder, dass unser Erfolg im Erfolg unserer Partner liegt. Und umgekehrt. Deshalb soll unseren Partnern aus der Zusammenarbeit ebensoviel Nutzen wie uns erwachsen.

IX. Einladung zum Meinungsstreit

Wir bauen auf die langsam reifende Einsicht bei den Verantwortlichen in der Gesellschaft, dass es eine Sprachenfrage gibt, deren Brisanz nicht zuletzt durch die Öffnung Europas beständig wächst. Wir laden alle interessierten Kreise, Vordenker und Verantwortliche in Politik und Regierung sowie in den Interessenverbänden der Wirtschaft, zu einem Meinungsstreit ein: die folgenden Thesen zur EU-Sprachenfrage These für These auf ihre Richtigkeit zu untersuchen und unvoreingenommen in ihre Erwägungen einzubeziehen. Anschließend wird sich die Frage nach Schlussfolgerungen stellen. Hier stehen wir jederzeit als kompetente und unabhängige Berater zur Verfügung.

Thesen zur EU-Sprachenfrage

  1. Es gibt eine Sprachenfrage in der EU. Auf Dauer ist das jetzige System von elf Amtssprachen in der EU nicht aufrechtzuerhalten; es wird deshalb auch derzeit nicht konsequent verwirklicht, wie symbolhaft der Europa-Pass zeigt.
  2. Die Kenntnis mehrerer Fremdsprachen ist wünschenswert. Die meisten Menschen lernen höchstens drei Fremdsprachen.
  3. Bei ihrer Auswahl der zu lernenden Sprachen bevorzugen die meisten Menschen die am meisten verbreiteten Sprachen, zumal das Angebot in den Schulen die Auswahl z.B. in den Pflichtsprachen beschränkt.
  4. Elitesprachigkeit (im Sinne einer Beschränkung auf einige, aber nicht alle derzeitigen Amtssprachen) als Lösung der Sprachenfrage in der EU ließe die seltener angebotenen oder weniger verbreiteten Sprachen ins Hintertreffen geraten.
  5. Jeder Mitgliedsstaat der EU hat ein legitimes kulturelles und wirtschaftliches Interesse am Gebrauch der eigenen Sprache im In- und Ausland, das mit den gleich gerichteten Interessen der anderen konkurriert.
  6. Elitesprachigkeit (im Sinne einer Beschränkung auf einige, aber nicht alle derzeitigen Amtssprachen) widerspräche dem Grundsatz der Gleichberechtigung und den Interessen der Mitgliedsstaaten, deren Sprache nicht zu den meistverbreiteten zählt.
  7. Eine Mehrheitsentscheidung der Sprachenfrage zugunsten einer Elitesprachigkeit wäre als Eingriff in das Recht auf sprachliche Gleichberechtigung nur gerechtfertigt, wenn es keine Alternative gibt.
  8. Eine bisher zuwenig beachtete Lösung der EU-Sprachenfrage könnte in der Einigung auf eine neutrale Brückensprache für den internationalen Verkehr liegen: Unter voller Gleichberechtigung ginge jeder ein wenig auf den anderen zu und könnte seine Muttersprache vor einer Dominanz der anderen Sprachen schützen.
  9. Die Rolle der Brückensprache könnte die in über 100-jähriger Praxis als außerordentlich ausdrucksstark und gerade für Europäer relativ leicht erlernbare bewährte Plansprache Esperanto übernehmen.
  10. Damit könnte auch in sprachlicher Hinsicht ein wichtiger Beitrag zur Einigung Europas auf der Basis von Gleichberechtigung und Schutz von Sprache und Identität von Minderheiten geleistet werden.

Beschlossen durch die Bundesversammlung auf dem 73. Deutschen Esperanto-Kongress zu Pfingsten 1995 im Rahmen des Europäischen Esperanto-Kongresses in Paris


X. Zwischen Tradition und Innovation

Von der Bürgerinitiative zur weltweiten Kulturgemeinschaft

In den ersten 100 Jahren seiner Entwicklung wurde der Plansprache Esperanto durch literarisches und anderes kulturelles Schaffen, durch unzählige Kongresse und einzelne Begegnungen Leben eingehaucht. In den ersten 100 Jahren hat Esperanto andere Plansprachenprojekte überrundet und hat heute gemessen an seiner weltweiten Verbreitung, seiner Lebendigkeit und seinem praktischen Nutzen die alleinige Spitzenstellung unter Plansprachen. In diesen 100 Jahren ist Esperanto so stark geworden, dass es heute von keinem Diktator mehr unterdrückt wird. In den ersten 100 Jahren seiner Entwicklung hat Esperanto bewiesen, dass es geeignet ist, einen Beitrag zur Lösung der Sprachenfrage zu leisten.

Quo vadis?

Wie die weitere Entwicklung der internationalen Kommunikation in Bezug auf die technische und politische Entwicklung aussehen wird, ist heute nicht abzusehen. Vielleicht behelfen wir uns bald mit tragbaren Übersetzungscomputern, vielleicht benutzt die Gesellschaft zwei oder drei Verkehrssprachen, vielleicht ergeben sich ganz andere Lösungen.
Doch in jedem Fall bleibt uns die Gewissheit, dass wir für eine gute und überzeugende Sache eintreten und persönlich eine Menge davon haben.
Mehr noch: Aus erster Hand wissen wir um die faszinierende Entwicklung einer Plansprache zur lebendigen Kultursprache und können stolz darauf sein, an der Pflege einer ständig wachsenden internationalen Kultur teilzuhaben und Teil einer weltweiten Kulturgemeinschaft von Menschen zu sein, die sich durch eine gemeinsame Sprache und die humanistischen Ideale der Toleranz, des Willens zum Frieden und eine ausgeprägte Solidarität verbunden fühlen - über religiöse, rassische, politische, wirtschaftliche und kulturelle Schranken hinweg.

Natürlich ist es wünschenswert, Esperanto zur ersten internationalen Verkehrssprache zu erklären und es dann in den Schulen als erste, nicht einzige, Fremdsprache zu unterrichten. Jedoch kann dies in der derzeitigen Situation nicht das nächste Ziel unserer Bürgerinitiative sein. Denn das gesellschaftliche Problem wird erst allmählich in seiner wachsenden Brisanz erkannt.

Erst nach einer entsprechenden Sensibilisierung der Gesellschaft und ihrer Verantwortlichen können wir mit der erforderlichen Unterstützung rechnen. Bis dahin entwickeln wir den Nutzen des Esperanto und unserer internationale Kulturgemeinschaft ständig weiter und warten, bis die Stunde der Entscheidung schlägt. Die Zeit arbeitet für uns.